Diesseits von Gut und Böse: Neue Männer
Ein Exprofiwrestler, ein Psychologe, ein Ständerat, ein Lehrer, der auch als Dragqueen arbeitet, und zwei Männercoaches unterhielten sich vergangene Woche in der SRF-Sendung «Club» über die verunsicherte Männlichkeit.
Zuerst erläuterten die Coaches, wie sie krisengeschüttelten Männern helfen. Bei Coach 1 können sie auf einer tiefen Herzebene mit ihrer weiblichen Energie und Verletzlichkeit in Kontakt kommen, ihr Yang mit dem weiblichen Yin verbinden. Auch bei Coach 2 dürfen sie ihre Verletzlichkeit offenbaren, aber – Achtung! – ausheulen sollen sie sich nur bei anderen Männern – wenn sies bei ihrer Frau tun, gibts «keinen geilen Sex». Der Lehrer und der Psychologe fragen nach, warum sie es immer einer «weiblichen Energie» zuordnen, wenn Männer Schwäche zeigen. Ich frage mich das auch.
Der Exwrestler fühlte sich in seiner Männlichkeit verletzt, als ein Unfall seinen Lebenstraum zerstörte. Das kann doch auch Frauen passieren, denke ich. Dann wird der Ständerat gefragt, ob es ihn verletzt habe, als ihm seine Fraktion an einer Bundesratswahl eine Kandidatur verweigerte, weil er ein Mann ist. Ach was!, winkt er ab, wen so was verletze, der müsse gar nicht erst in die Politik gehen. Ich fühle viel männliche Energie.
Coach 1 hält nichts von Wissenschaft, und Coach 2 findet, dass das Patriarchat immer so schlechtgeredet würde, dabei sei doch alles, was sich über die Jahrhunderte an Wohlstand aufgebaut habe, ein Resultat des Patriarchats. Und die gleichberechtigten Frauen würden auch nicht bei Wind und Wetter im Strassenbau arbeiten, pflichtet ihm der Wrestler bei.
Der Psychologe, der auch das Schweizerische Institut für Männer- und Geschlechterfragen leitet, arbeitet sich derweil daran ab, zu erklären, dass die Zuordnung zu «männlich» und «weiblich» gesellschaftliche Konstrukte seien. Mir scheint, es geht ihm nicht so gut, aber schliesslich sass er ja auch schon vor fünf Jahren in einem «Club» zum selben Thema.