Diesseits von Gut und Böse: Nix gemacht?

«Keinen Rappen» wollen die Schweizer Klosterfrauen gemäss «Tages-Anzeiger» an die Missbrauchsstudie zahlen, die im Herbst die Welt der Schweizer Katholik:innen erschütterte. Bei allem, was da ans Licht gekommen sei, seien sie schliesslich eher Opfer als Täterinnen gewesen. Da sich der Dachverband der Ordensgemeinschaften verpflichtet hat, sich an den Kosten für die Studie zu beteiligen, traten die Frauengemeinschaften kurzerhand aus dem Verband aus.
Die Gründe dafür liegen nur zum Teil in der Überzeugung von der eigenen Unschuld, auch finanzielle und personelle Sorgen spielen eine Rolle: Es gibt zwar mehr Ordensschwestern als -brüder, doch sie sind fast alle im Pensionsalter und verdienen folglich für ihren Orden auch kein Geld. Die Glaubensbrüder sind häufig jünger.
Da die katholische Kirche damit nur die üblichen konservativen gesellschaftlichen Verhältnisse abbildet, kann man sich boshaft fragen, was heutige Frauen überhaupt animierte, ihr Leben einem Männerverein zu widmen, in dem Spitzenpositionen für sie unerreichbar sind. Sich der Kontemplation hingeben könnte Frau doch auch anderswo.
Bleibt die Frage nach der tatsächlichen Schuld. Auch Ordensfrauen führten Kinderheime, waren streng, bestraften physisch und psychisch. Und schwiegen vielleicht zu dem, was sie erfuhren.
Die reformierte Kirche hat übrigens gerade eine Missbrauchsstudie abgelehnt, die alle gesellschaftlichen Bereiche weit über den kirchlichen Wirkungskreis hinaus hätte untersuchen sollen. Warum sie stattdessen nicht einfach mal bei sich selbst anfängt, bleibt ihr Geheimnis.
Kommentare
Kommentar von Igarulo
Mo., 17.06.2024 - 17:22
Die Reformierten haben auch kein Geld. Und das kommt ihnen nicht ungelegen.