WOZ News

Nr. 26 –

Fleischlastige

Trotz des späten Gegentreffers im Fussballspiel Schweiz–Deutschland gaben sich alle Beteiligten am Sonntag aufgeräumt bis hin zur Wortschöpferei. Die «Basler Zeitung» wusste online: «Der Nationaltrainer gibt sich selbstbewusst, der Captain spioniert ihm in den Meating-Räumen nach und dem Goalie macht es Spass, diesem Team von hinten zuzuschauen», und weiter: «Jedesmal, wenn ich an einem Meating-Raum vorbeilaufe […]» Bei früheren Meisterschaften sagte man noch Garderobe dazu.

Übergesprungene

«Die Krankheit befällt Vögel und andere Säugetiere», notierte die «Luzerner Zeitung» online betreffs Vogelgrippe. Diese Mutation macht uns Sorgen. Aber es ist natürlich nicht nur nicht lustig, wenn sogar die Redaktion ein Vogelhirni hat, sondern auch, wenn die Krankheit nur schon ein Rotbrüstchen erwischt.

Wildwechselnde

Was ist was, das ist auch bei den klassischen Säugetieren die Frage. Mit dieser tut sich die «Luzerner Zeitung» ebenfalls schwer: «Totes Reh am Sonnenberg – es war ein Hund». Wir tippen auf einen Rehtriever.

Neomarxistische

Vom «allgemeinen Zustand der Klassenunbewusstlosigkeit» schrieb der «Tages-Anzeiger». Das Wort hat auf jeden Fall Klasse, wir können uns darunter aber nichts anderes als das Erwachen aus einer Art künstlichem Koma vorstellen.

Elektrisierte

«Wann der Strom zurückkehre, könne aktuell nicht beurteilt werden», meinte die gleiche Zeitung. Ein unzuverlässiger Geselle halt, wahrscheinlich Wechselstrom.

Hobbygärtnernde

Über die Hochwasserfront am Bodensee berichtete vor einigen Tagen das «St. Galler Tagblatt» aus Rorschach: «Mobildeiche hätten hier sowieso keinen Nutzen […] Das zeige sich beispielsweise bei den mit Wasser gefüllten Gleisbeeten.» Wir stellen uns vor, wie hier als hartnäckigere Folge Staunässe droht wie in den aus alten SBB-Palettrahmen gefertigten Hochbeeten bei uns zu Hause.

Leerstellenbesetzende

«Ein Gipfel im Schattenwurf von zwei Abwesenden» titelte srf.ch zum kürzlichen Treffen der G7. Dieses fand zum Glück in Apulien statt und nicht auch noch auf dem Bürgenstock. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie dort ein solches Schattendasein ausgesehen hätte.

Kuscheljustiziable

«Weil er noch immer eine gewisse Distanz vom Opfer einhielt und sich schliesslich doch entfernte, werde strafmildernd eingerechnet. Als Ersttäter kann die Freiheitsstrafe bedingt ausgesprochen werden», berichtete der «Blick» online vom Prozess gegen den ausgetickten früheren Kommandanten der Schweizergarde im Vatikan. Auch wir neigen dazu, Milde walten zu lassen. Unsere Auflage: eine gewisse Distanz zum Geschriebenen einhalten und regelmässig überprüfen, ob mit ihm alles in Ordnung ist.

woznews@woz.ch