Diesseits von Gut und Böse: Unkaputtbare Männerkarriere

Nr. 27 –

Man muss nicht über den Atlantik fliegen, um einen wegen sexueller Übergriffe verurteilten Politiker zu erleben, dessen Karriere ungebrochen fortschreitet – ein Blick ins Wallis genügt. Der Mann, um den es dort geht, heisst Yannick Buttet, gehört der Mitte-Partei an und machte vor wenigen Jahren Schlagzeilen, als er, damals noch CVP-Nationalrat, wegen Nötigung und sexueller Belästigung diverser Frauen zweimal verurteilt wurde. Jetzt will er zwar nicht US-Präsident werden, doch zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer brachte er es gerade einstimmig, als einziger Kandidat, begeistert portiert von Walliser Mitte-Politikern.

Wer die Tourismuskammer präsidiert, ist automatisch auch Vorstandsmitglied von Valais/Wallis Promotion (Werbeslogan: «Ins Herz gemeisselt.»), wo neben vielen anderen Frauen auch eine arbeitet, die Buttet damals anzeigte. Nun wird er ihr Vorgesetzter.

Als Buttet auf canal9.ch gefragt wird, ob er nicht besser seinen Vize zu Valais/Wallis Promotion schicken wolle, durchweht seine Antwort ein Hauch von Dr. Jekyll und Mr. Hyde: «Die Arbeit ist eine Sache, das private Leben ist etwas anderes, wir sind wirklich Erwachsene. Es spielt für mich absolut keine Rolle. Ich hoffe, für sie ist es dasselbe.»

Für die «Mitte Frauen Schweiz» ist es das jedenfalls nicht. Obwohl auch sie erwachsen sind, fordern sie auf ihrer Website, «dass das Auswahlverfahren analysiert und veröffentlicht wird», und möchten wissen, «ob die Stelle ausgeschrieben und nach welchen Kriterien die Person ausgewählt wurde».

Welche Wirkung man sich von Buttets privater Wesensart auf den Walliser Tourismus verspricht, bleibt verborgen.