Diesseits von Gut und Böse: Meister der Kommunikation

Es gibt ja kaum einen Beruf, in dem der Arbeitsplatz schneller zum Schleudersitz werden kann, als jenen der Fussballtrainer:in. Zwei, drei weniger glanzvolle Spiele, manchmal läufts sogar grade gut, und trotzdem – zack! – ist er oder sie weg. Folgt man den Schlagzeilen, scheint es aktuell Sarah Akanji, Assistenztrainerin bei den Frauen des Fussballclubs Winterthur (FCW), und deren Cheftrainer Markus Wanner getroffen zu haben.
Sarah Akanji gründete 2016 als aktive Spielerin das Frauenteam des FCW mit. 2019 wurde sie für die SP mit Bestresultat in den Zürcher Kantonsrat gewählt, den sie 2023 wegen sich häufender rassistischer und sexistischer Angriffe wieder verliess. Und last, but not least ist sie die Schwester des Nationalspielers Manuel Akanji. Ihre Trainingsassistenz endete vor einigen Tagen, doch wie und warum sie zu Ende ging, verbirgt sich in einem kommunikativen Nebelfeld.
Akanji selbst schrieb auf Instagram: «Der FC Winterthur hat entschieden, dass ich per sofort nicht mehr Assistenztrainerin […] bin», was für sie «unheimlich schmerzhaft» sei und – nicht ganz überraschend – flugs in sozialen Medien und Gratispresse als Entlassung die Runde machte. Bruder Manuel kommentierte, Sarahs Leistung sei leider nicht von allen im Verein geschätzt und respektiert worden.
Beim FCW bedauert man, «dass nun anhand von einzelnen Social-Media-Posts und unseriöser Medienarbeit der Eindruck entsteht, der FC Winterthur habe die beiden verdienten Persönlichkeiten entlassen». Der auslaufende Vertrag des Cheftrainers sei «wegen unterschiedlicher Auffassungen» nicht verlängert worden, und dessen Nachfolger habe eine andere Assistentin gewünscht. Auch Sarah Akanji sei Assistenztrainerin geworden, weil Markus Wanner bei Amtsantritt mit ihr habe arbeiten wollen. Beide seien würdig verabschiedet und ihre Arbeit verdankt worden, was «im Fussball nicht selbstverständlich» sei.
Verwirrend ist, dass der neue Cheftrainer schon vor Amtsantritt «aus persönlichen Gründen» wieder verschwand, doch der neue Neue «verfügt über alle notwendigen Diplome und freut sich sehr auf diese neue Aufgabe». Immerhin.
Die FCW Frauen tragen übrigens auf ihrem Trikotrücken stolz – so nehmen wir zumindest an – den Schriftzug WOZ. Als seriöses Medium hoffen wir, dass wir da keinen Rückzieher machen müssen.