Diesseits von Gut und Böse: 501 schlimme Krankheiten

Nr. 43 –

Wer krank ist, geht zum Arzt. Wer gesund ist, lässt es bleiben. Doch immer mehr Menschen möchten sich ärztlich bestätigen lassen, dass ihnen wirklich nichts fehlt. Sie fühlen sich gesund, wollen aber sicher gehen, dass nicht irgendwo in ihrem Innern eine bis anhin unentdeckte Krankheit lauert.

Gemäss neustem Trend beschränkt man sich aber nicht einfach aufs Blutdruckmessen, sondern lässt sich zwecks «präventiven Ganzkörperscans» mittels Magnetresonanztomografie (MRT) in die Röhre schieben. US-Promis pflegen dieses Hobby schon länger und erklären glücklich strahlend die «präventive» MRT zur lebensrettenden Massnahme.

Kürzlich hat auch in Zürich ein Start-up eröffnet, das allen die Möglichkeit anbietet, sich ohne jegliches Symptom in eine Röhre zu legen, in der es dann eine Stunde lang laut knallt, rattert und rumpelt. Nach drei Tagen erhalten die Untersuchten über eine App die Ergebnisse, die in den meisten Fällen zeigen, dass sie pumperlgesund sind. «So kannst du in nur einem Besuch frühzeitig Krebs und über 500 weitere Erkrankungen erkennen», verheisst das Unternehmen auf seiner Website.

Unter präventiv verstehe ich allerdings etwas anderes: Die Röhre macht ja nichts Vorbeugendes – sie dient ausschliesslich der Beobachtung. Wirklich präventive Massnahmen, um möglichst lange gesund zu leben, sind hingegen längst bekannt und preiswert, wenn auch nicht rückhaltlos beliebt: kein Rauchen, kein Alkohol, dafür Bewegung, gesunde Ernährung und Stressvermeidung.

Der «präventive» Scan beugt in erster Linie einer Verarmung der anbietenden Firma vor. Eine MRT kostet zwischen 1990 und 2490 Franken, und die Krankenkasse zahlt daran keinen Rappen, weil es ja kein Symptom und damit keinen Grund für die teure Untersuchung gibt.

Für Hypochonder:innen brechen damit schwere Zeiten an. Denn schon einen Tag nach Eintreffen der beruhigenden Ergebnisse könnte ja schon wieder alles anders sein.