WOZ News

Nr. 43 –

Harmoniesüchtige

Von «Kontrahenden» berichtete der «Tages-Anzeiger». Eine schöne Vision – während klassische Kontrahenten immer auf Enten hinauslaufen, ist hier ein Ende der ewigen Gegensätzlichkeit absehbar. Ergänzend ist hinzuzufügen: Wehret den Kontrahanfängen!  

Devitaminisierte

«Apfe», «Bro» und weitere auf Lebensmittel hinweisende Wortreduktionen prangen derzeit auf Plakaten des Discounters Denner, zusammen mit der Unterzeile «Spar dir den Rest». Wir aber bevorzugen ganzheitliche Esswaren samt Schale, Krume et cetera und sind bereit, dafür zu bezahlen. So könnten wir zurückrufen: Gib mir den Rest! Doch lieber meiden wir die Filialen grossräumig.  

Schlüpfrige

Bei der folgenden Mutation aus dem «Tages-Anzeiger» liegt der Fall nicht so eindeutig. «Es folgen drei weitere Vorspeisen, von Langustine über Felche bis zu Alpenzander.» Die Felche, ein Zuchtfisch? Eine Verwandte der Elche? Oder kommt er oder sie im beschriebenen Lokal bereits entgrätet auf den Teller? Auch das lassen wir für heute gut sein und beissen in einen Fenchel.  

Stilsichere

Aufgepasst schliesslich beim Kürbiskauf: «Ist der Kürbisstil verfärbt, könnte er schimmlig sein», gab srf.ch zu bedenken. Er könnte aber auch ein Hinweis auf die Auswüchse der Fusion-Küche sein.  

Süsssaure

Von «Analysen zu Spukverbot im Baselbiet» war in der «Basellandschaftlichen Zeitung» die Rede. Sollte es beim Spukverbot, saisongerecht, um das Untersagen des Halloween-Getues gehen, hat das obrigkeitliche Verdikt unseren vollen Segen.  

Beschreibfaule

In Bezug auf die im Gliedstaat Georgia bereits in Gang befindliche vorzeitige Stimmabgabe für die US-Präsidentschaftswahlen wurde in verschiedenen Medien ein Sprecher so zitiert: «Sterling sprach von einer ‹spektakulären Beteiligung›, für die es an Adjektiven fehle.» Wir finden, ein spektakuläreres Adjektiv als «spektakulär» ist kaum vorstellbar.  

Ungebetene

«Ehrengast Italien nahm in nicht mit – er kam trotzdem», wusste der «Tages-Anzeiger» online. Inkognito war er somit nicht, aber abgespeckt.  

Gewaltbefreiende

«Harris setzt sich in ihrer politischen Rolle für ein strengeres Waffenrecht ein und ist gegen die Todessprache», lasen wir auf srf.ch. Zwei längst überfällige Anliegen. Wobei für die Todessprache im Gegensatz zur Todesstrafe allenfalls spricht, dass sie durchaus abschreckende Wirkung haben kann. Hoffen wir wenigstens.  

Kurzgehaltene

Am Schluss eines Texts auf tagesanzeiger.ch las (und liest) man folgenden Buchhinweis: «Roger de Weck: Das Prinzip Trotzdem. Warum wir den Jouralismus vor den Medien retten müssen. Suhrkamp, Berlin 2024». Folge 2 sollte dann unbedingt thematisieren, dass wir auch die Korrekturabteilungen vor den Medien(konzernen) retten müssen.  

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