WOZ News

Nr. 45 –

Unwohlseiende

Am Dienstagmorgen berichtete die App von SRF, «rund 78 Millionen Wählelende» hätten in den USA vorzeitig ihre Stimme abgegeben. Hätte sich doch diese Formulierung in eine Prophezeiung verwandelt: Die Elenden dieser Erde sind aufgewacht und haben dem Elend ein Ende gemacht.

Raufhandelnde

In Georgien hätten sich die oppositionellen Kräfte «sehr schnell wieder zusammengerafft», stand in der letzten WOZ. War da ein Unterbewusstsein am Werk, das nicht nur gegenwärtig, sondern auch künftig amtierende Kräfte von vornherein für raffgierig hält? Falls ja, gibt es dazu keinen Redaktionsbeschluss.

Imperative

«Übernimm Verantwortung für dein Leben, sterbe eigenverantwortlich!», so wurde – ebenfalls in der letzten WOZ – formuliert, was der Neoliberalismus von uns allen fordert. Vorerst leben wir aber noch, und was vergleichsweise als Kleinigkeit gelten kann, hätte drum keinesfalls passieren dürfen. Denn wer immer uns einen selbstverantwortlichen Tod befiehlt, muss rufen: «Stirb!»

Verzählte

Letzte Woche lag der Stadtzürcher Auflage der WOZ ein Flyer bei, auf dem die Alternative Liste Zürich auf ihre Volksinitiative «ewz-Bonus für alle» aufmerksam machte. Dort hiess es: «Jahr für Jahr liefert das ewz 80 Millionen Franken Gewinn an die Stadtkasse ab. Trotzdem ist das Eigenkapital bis Ende 2023 auf stolze 22 220 000 000 Franken angewachsen.» Inzwischen konnte geklärt werden, dass das Zürcher Elektrizitätswerk keineswegs dank einer Fusion mit der Dagobert Duck Corporation zwei Fantastilliarden angehäuft hat, sondern bloss 2 222 000 000 Franken. Was ja auch nicht schlecht ist.

Widersprüchliche

«Wir wollen, dass Bern weiterhin die schönste und lebenswerteste Stadt der Welt bleibt. Dafür braucht es einen Wechsel in der Politik», schrieben die Jungfreisinnigen nach dreissig Jahren Rot-Grün in der Bundesstadt auf ihrem Wahlkampfflyer. Wenn die Verhältnisse kaum Grund zum Meckern geben, ist das Argumentarium ja auch schwierig.

Drastische

«An der Nacht der Landwirtschaft, welche gestern in Berlin stattfand, wurde der Schweizer Landwirt in der Kategorie Schweinehalter zum Gewinner gekürzt», gab Suisseporcs bekannt. Das brutale Vorgehen bei der Preisverleihung dürfte auf den Neid deutscher Bäuer:innen zurückzuführen sein.

Abgeschnittene

Offenbar angeregt durch die Kampagne «Spar dir den Rest» des Discounters Denner mit Wortreduktionen wie «Bro» oder «Apfe», ergreifen jetzt manche Medien in Zwischentiteln diese Massnahme. Während «Watson» «Baume-Schneider rutsch heraus» kürzte, versuchte es die «NZZ am Sonntag» mit «Ein Psychiater hilf». Wir halten das Sparpotenzial für gering.

Verstärkte

Und was eint den «pensionierten Rentner» («Tages-Anzeiger») mit der «höheren Fachhochschule» («SonntagsZeitung»)? Der pleonastische Doppelmoppel. 

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