Diesseits von Gut und Böse: Die Leiden der Mächtigen

Nr. 47 –

«Die Gen Z stresst die Vermieter», überschrieb die «NZZ am Sonntag» einen Anriss auf der Titelseite. Der eigentliche Text mit dem Titel «Der Haussegen hängt schief» zeigte dann schon im ersten Satz, wie man zum Mieterverband steht: «Hier also werden sie aufmunitioniert: Gerüstet für ihren Kampf für tiefere Mietzinsen, weniger Nebenkosten, fairere Konditionen.» Doch immerhin kamen dort Vermieter- und Mieterinnenseite zu Wort.

Die «SonntagsZeitung» hingegen widmete sich ausschliesslich den Leiden auf Vermieterseite. Zur Frage «Welche Mieter sind am mühsamsten?» durfte ein Herr vom Hauseigentümerverband erzählen, «was Vermietern zu schaffen macht».

Dass sich die Sonntagspresse eine Woche vor der Abstimmung über die Verschärfung des Mietrechts den zutiefst menschlichen Seiten gemeinsamer Mietverhältnisse zuwandte, war wohl kein Zufall. Dass der Schwerpunkt dabei darauf lag, wie sehr es Eigentümer:innen zu schaffen macht, wenn es Streit gibt, ebenso wenig.

Dabei stört den Herrn in der «SonntagsZeitung» vor allem, «wenn Vermieter per se als Abzocker und geldgierige Immobilienhaie dargestellt werden». 46 Prozent aller Vermieter in der Schweiz seien «Private, also keine Pensionskassen oder institutionelle Anleger, sondern Leute, die zum Beispiel eine Wohnung oder ihr ehemaliges Elternhaus vermieten». Diese fühlten sich «der Immobilie emotional verbunden. Das führt dazu, dass sie manchmal zu lange geduldig bleiben, weil sie keinen Streit möchten.» Das ist rührend und stimmt sicher auch bei manchen.

Aber mit 54 Prozent sind die institutionellen Vermieter:innen halt doch in der Mehrzahl, und dass deren Vertreter:innen im Parlament fern jeder Gefühlsduselei kraftvoll dafür lobbyieren, dass Vermietungen ausschliesslich der Profitvermehrung dienen, ist bekannt.

Im Übrigen ist es nicht nur das gute Recht der Gen Z, sondern auch ein grosser Fortschritt, die Vermieter zu «stressen». Ich habe selber erlebt, wie ein «Mietzinsherabsetzungsbegehren» nach einer Senkung des Hypothekarzinses bei einem – privaten! – Vermieter zu einer Rachekündigung wegen «Eigenbedarf» führte. Zwar betrat der angeblich bedürftige Sohn die besagte Wohnung nie – ausziehen mussten wir trotzdem.

Nach dieser Erfahrung hätte in meinem Umfeld niemand mehr gewagt, mit einer Forderung an die Schlichtungsstelle zu gelangen. Darum: ein Hoch auf die Gen Z!