Diesseits von Gut und Böse: Boshaft oder nur blöd?

Nr. 48 –

Es war ein schöner Trauermarsch, würdevoll und berührend, der am vorletzten Samstag durch Zürich zog: Mit aller erforderlichen Ehrerbietung wurde der fossile Verbrennungsmotor zu Grabe getragen. Eine Woche noch hätte die alte Maschine unter Blumen und Kränzen in einem Park aufgebahrt bleiben sollen, um Vorübergehenden die Möglichkeit zu geben, sich mit ihrem Ableben auseinanderzusetzen. Doch es kam anders.

Die Kunstinstallation von Laura von Niederhäusern in Zusammenarbeit mit der Klimaorganisation «act now!» war vom 16. bis 23. November auf die Autobahnabstimmung hin geplant und – wie es sich in der Stadt Zürich gehört – amtlich bewilligt.

Die Klimaaktivist:innen, die mit ihren Klebeaktionen früher oft völlig unverhältnismässige Wutanfälle auslösten, hatten sich laut tsri.ch diesmal vorgenommen, «Leute mit einem gewissen Humor anzusprechen», was ihnen auch gelang. Zahlreiche Menschen folgten dem ironischen Trauerzug, und selbst die begleitende Polizei konnte sich «das Schmunzeln nicht verkneifen».

Doch als die Künstlerin am nächsten Tag Fotos machen wollte, stand sie schockiert vor dem Nichts. Alles war weg: der Motor, die Blumen, die informierende Gedenktafel, das Kondolenzbuch, der sorgfältig gezimmerte Sarg samt schützendem Zelt.

Viele Telefonate später war klar, dass noch am Abend ein Polizist die Stadtzürcher Abfallentsorgung beauftragt hatte, die Installation aus dem – nachts geschlossenen – Park zu entfernen. Der Motor war im Altmetall gelandet, alle andere Materialien bereits «in der Pressmulde zertrümmert».

Abgesehen davon, dass diesem Beamten nicht nur ein gewisser, sondern jeglicher Humor abzugehen scheint, ist es unvorstellbar, wie man die aufwendige Installation für Müll halten konnte. Für sie selbst bestehe der grösste Verlust auch nicht im materiellen Wert und der aufgewendeten Arbeit, sondern in der «Auslöschung des Werks an sich», sagt Laura von Niederhäusern: «Als performative Skulptur kommt es erst durch die Begegnung mit dem Publikum zu seiner eigentlichen Existenz.» Dieser Prozess wurde erfolgreich verhindert.

Die Künstlerin fordert nun Schadenersatz und Aufklärung. Eine Erklärung oder gar Entschuldigung der Polizei steht derzeit noch aus.