Leser:innenbriefe

Nr. 7 –

Kein Kriegsmaterial

«Trumps Gaza-Plan: Groteske Maximalfantasie», WOZ Nr. 6/25

Trumps irre Vision, aus dem Gazastreifen eine levantinische Riviera zu machen, wird schwierig werden. Sein Projekt sollen arabische Staaten finanzieren. Die über zwei Millionen Bewohner:innen Gazas sollen ihre Heimat verlassen. Aber bis jetzt will kein arabisches Land sie aufnehmen, die USA und Europa sowieso nicht.

Laut einer Analyse der beiden US-amerikanischen Forscher Jamon Van Den Hoek und Corey Scher wurden sechzig Prozent aller Gebäude im Gazastreifen zerstört. 46 707 Menschen wurden in diesem 467 Tage dauernden Krieg getötet, darunter fast 18 000 Kinder. Zudem wurden Zehntausende Menschen im Gazastreifen schwer verletzt. Tausende sind gestorben, weil sie keine medizinische Hilfe erhielten, kein sauberes Wasser und keine Nahrungsmittel mehr verfügbar waren. Viele Tote liegen noch unter den Trümmern, neben nicht explodierten Sprengkörpern.

Kriegsparteien im Gazakrieg waren auch die Staaten, die Israel Bomben, Munition und anderes Kriegsgerät lieferten. Ohne die Waffenlieferungen des Auslands hätte Israel den Gazastreifen nicht zerstören und auch in der Westbank nicht so grosse Verwüstungen anrichten können.

Drei Länder, die USA, Deutschland und Italien, lieferten im Zeitraum von 2019 bis 2023 grössere Waffen an Israel. Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri steuerten überdies Grossbritannien, Frankreich und Spanien und weitere Länder militärische Komponenten, Munition oder Dienstleistungen bei. 2016 verpflichteten sich die USA, Israel zwischen 2019 und 2028 jährlich 3,8 Milliarden US-Dollar an finanzieller Militärhilfe zukommen zu lassen. Von 2019 bis 2023 entfielen 69 Prozent der israelischen Waffeneinfuhren auf die USA.

Solchen Ländern, die kriegführende Länder mit Waffen beliefern, dürfte die neutrale und dem Frieden verpflichtete Schweiz kein Kriegsmaterial mehr verkaufen.

Heinrich Frei, Zürich

Zu wenig Solidarität

Die WOZ über Israel / Palästina

Ihre Zeitung ist für mich als langjährige Abonnentin ein Lichtblick in der Deutschschweizer Medienwelt.

Im Kontext der Situation in Nahost fällt mir zunehmend auf, wie wichtig es ist, worüber in den Medien berichtet wird – und worüber eben nicht. In dem höchst asymmetrischen Vernichtungskrieg, den Israel seit nun mehr als fünfzehn Monaten gegen die palästinensische Bevölkerung führt, erscheinen mir all die Auslassungen, die Artikel, die nie geschrieben werden, oder die Meldungen, die nicht stattfinden, ebenso problematisch wie die einseitigen proisraelischen, irreführenden Berichte der Publikationen im Spektrum der NZZ. Beide schmälern die Glaubwürdigkeit der Medienberichterstattung zum Nahen Osten.

Ich frage mich: Haben Sie wirklich nichts zu Ali Abunimahs Verhaftung zu berichten? Der amerikanisch-palästinensische Journalist war in Zürich, um einen Vortrag zu halten. Er wurde am Nachmittag des 25. Januars gewaltsam auf offener Strasse festgenommen, mehrere Tage festgehalten und schliesslich abgeschoben. Auf welcher gesetzlichen Grundlage?

Für eine Depesche auf Seite 2 oder eine Täglich-Kolumne online hätte dieser Lokalskandal, der schlussendlich einen gefährlichen Präzedenzfall schafft, doch reichen können? Im Fall Abunimahs handelt es sich letztendlich um das «Targeting» eines Journalisten. Es scheint darum zu gehen, palästinensische Journalisten einmal mehr zum Schweigen zu bringen. Ihnen werden dann sogar die beruflichen Qualifikationen abgesprochen (Mario Fehr).

Derweil ist Gaza für internationale Journalist:innen unzugänglich. Über 200 Medienschaffende wurden im Krieg von der israelischen Armee ermordet. Aktuell stuft «Reporter ohne Grenzen» die palästinensischen Gebiete als gefährlichsten Ort der Welt für Journalist:innen ein.

Es ist mir rätselhaft, warum so wenig Solidarität mit und unter Medienschaffenden herrscht.

Murièle Begert, Versoix