Diesseits von Gut und Böse: Das Wunder von Bern

Bitte fassen Sie es nicht als Beleidigung auf, aber die Schweiz sitzt auf ihrem Bürgerrecht wie eine fette Glucke auf ihren Eiern. Doch anders als die Henne, die sich nach 21 Tagen erhebt, ist die Schweiz entschlossen, sich niemals von diesen Eiern vertreiben zu lassen – zu gross ist die Angst vor dem Kuckuck.
Okay, die Metapher hinkt. Aber eine Einbürgerung für eine Person, die hier geboren wurde, als «erleichtert» zu bezeichnen, nur weil sie eine:n echte:n Schweizer:in geheiratet und statt zehn bloss fünf Jahre in ihrer Wunschgemeinde gelebt haben muss, ist wirklich krass.
Manchmal gehts auch schneller. Zum Beispiel beim dänischen Fussballer Stefan Gartenmann, bei dem das Verfahren kaum drei Monate dauerte. Der spielte, zwei Tage nachdem er in Bern seinen Pass abgeholt hatte, erstmals für die Schweiz.
Wie das ging? Eine Eheschliessung mit Murat Yakin kam ja nicht infrage, weil der schon verheiratet ist. Aber der Fussballer hat einen einst nach Dänemark ausgewanderten, inzwischen verstorbenen Schweizer Grossvater. Das nennen alle «Schweizer Wurzeln», obwohl Menschen – vor allem Fussballer – keine Wurzeln, sondern Füsse haben. Jetzt ist der begabte Däne Bürger von Amlikon-Bissegg im Thurgau. Einbürgerungswillige sollten Fussball spielen lernen.