WOZ News

Nr. 14 –

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Abbittende

Nachdem wir hier letzte Woche einem SRF-Regionalkorrespondenten wegen seiner Ausführungen zum absoluten Mehr in Solothurn grossspurig einen Staatskundekurzkurs empfohlen haben, bleibt uns heute nur, den wackeren Mann um Entschuldigung zu bitten. Aufgrund von Hinweisen aus unserer geschätzten Leser:innenschaft haben wir den Kurzkurs inzwischen selbst absolviert und dabei etwas gelernt, das schweizweit nicht nur für die Ermittlung des absoluten Mehrs, sondern für fast alles gilt: Es ist von Kanton zu Kanton verschieden. Dass da wieder mal die Zürichlastigkeit mit uns durchgegangen ist, bedauern wir aufrichtig.

Stadtländliche

«Geht es nach der Inhaberin, soll das Gebäude an der Freiburgrasse 129/131 in den nächsten Monaten abgebrochen werden», meldeten «Bund» und «Berner Zeitung». Das ist bemerkenswert, weil die schwarz-weiss gescheckte Freiburger Kuh seit längerem als ausgestorben gilt. Beim erwähnten Gebäude wird es sich um einen Stall handeln, der deswegen nicht mehr gebraucht wird.

Aufgegleiste

«Schotter unter dem Gleis habe sich leicht abgesenkt hat», macht zentralplus.ch als Grund für eine Einschränkung des Bahnverkehrs beim Rotsee aus, aber: «Fachspezialisten seien derzeit vor Ort, um den Schaden zu beheben.» Vor Ort befindliche Arbeitskräfte, die nicht nur vom Fach, sondern sogar Spezialisten sind – was will man mehr? Wir haben aber den Eindruck, die Leute wurden vom Korrektorat abgezogen.

Heiligmässige

Vom Zürcher Kaufhaus St. Annahof weiss der «Tages-Anzeiger»: «Doch die Geschichte des St. Annahofs geht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Dort, wo heute das lange, symmetrische Gebäude im sogenannten ‹Heimatstil-Barock› steht, befanden sich die Kapelle St. Anna und die Pfarrkirche St. Stephan – noch vor den Toren der reformierten Stadt.» Keine 200 Jahre später kehrte demgemäss ein gewisser Zwingli unverrichteter Dinge nach Wildhaus zurück.

Entwicklungspsychologische

«Am zweiten Tag gebiert sich Virginia beim Frühstück wie ein Kleinkind, sabbert, schiesst mit dem Löffel Essen durch die Küche», heisst es in einer Rezension der «NZZ am Sonntag». Kleinkindlich ja, aber auch (re)produktiv wie eine Frühreife, oder?

Geschickte

Mit «Afghanen sind männlicher und jünger» leistete der «Tages-Anzeiger» einen treffenden Beitrag zur Kunst des Zwischentitelsetzens, die in jeder journalistischen Ausbildung ausgiebig gelehrt und trainiert wird. So findet sich für den Fall, dass ein Text über Alterszentren ansteht, im bewährten Handbuch «Tipps und Tricks zum effizienten Eindampfen» das Beispiel: «Senioren sind weiblicher und älter».

Autoritäre

Aus aktuellem Anlass hält die gleiche Zeitung fest, «dass die Grönländerinnen und Grönländer ein (fast) autonomes Volk sind, das selbst über ihr Schicksal entscheidet». Will das grönländische Volk jetzt auch noch über seine eigenen Frauen bestimmen?

woznews@woz.ch