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Nr. 24 –

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Eingeordnete

Die NZZ befragte Roger Schawinski und Jürg Acklin zu ihrem 80. Geburtstag. Während Schawinski schimpfte: «Man kann uns nicht einfach als alte weisse Männer in den Schrank stellen, wie es diese völlig vermaledeite Identitätsbewegung versucht hat», liess Acklin diese Etikettierung kalt. Kurz darauf hielt er fest: «Roger und ich fanden heraus, dass uns beiden die Schauspielerin Jean Moreau gefällt und wir das gleiche Auto fahren, einen Lancia.» Mit schönen Frauen und Autos scheint diese Freundschaft ja durchaus auf genretypischen Kriterien zu basieren. Nur die schillernde Sicht auf Jeanne Moreau passt nicht ganz in den Schrank.

Wortschöpferische

Bundesratssprecherin ist wirklich kein einfacher Job. So berichteten sämtliche CH-Media-Zeitungen, diese habe wegen des bundesrätlichen Schweigens zur Situation in Gaza darauf hingewiesen, «dass der Bundesrat ‹tief bestürzt› sei über die ‹katastrophale humanitäre Lage› und das ‹untertägliche menschliche Leid›». Eigentlich würden wir uns ja wünschen, dass unsere Bundesrät:innen auch untertäglich statt nur einmal wöchentlich über brennende Fragen diskutierten. Und dann eine Entscheidung fällten.

Kopierte

Wen interessieren schon die alten Schinken, wenn man daneben ein Kondom mit erotischer Zeichnung aus dem Jahr 1830 anschauen kann?, dachten sich alle Zeitungen, die über eine aktuelle Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum berichteten. Besondere Kunstkenntnis bewiesen einige, darunter die Tamedia-Zeitungen, mit dem Hinweis, die Unterschrift «‹Voilà, mon choix› (‹Das ist meine Wahl›)» unter der Zeichnung spiele «nach Angaben des Museums auf das Gemälde ‹Das Urteil des Paris› von Pierre-Auguste Renoir an». Doch Renoir kam erst 1841 zur Welt. Die zuständige Kuratorin bestätigt auf Anfrage traurig, dass ein begeisterter Journalist ohne Bezug zur griechischen Mythologie damit begann, worauf es alle abschrieben. Man nennt es Qualitätsjournalismus.

Idiomatische

«Heute hier, morgen dort», lautete einst eine Zeile des Liedermachers Hannes Wader, «Heute hier und morgen fort» wiederum hiess ein Buch des Grafikers und Schriftstellers Tomi Ungerer. Zwei ikonische Wendungen, die uns angesichts dieser Formulierung aus dem «St. Galler Tagblatt» durch den Hinterkopf rauschten: «Persönlichkeiten fürs Patronatskomitee würden fortzu angefragt.» Das ausnehmend hübsche Wort «fortzu» hat das Potenzial, dereinst im Duden zu stehen, und sei es nur als regionale Variante, denn der Duden wird vorzue aktualisiert.

Velwechserte

«2019 wechselte Wüthrich nach Perth an die australische Ostküste», stand sowohl im «Bund» als auch im «Thuner Tagblatt». Wir stellten uns vor, die Aare flösse von Bern aus aufwärts, passierte erst Brienz, dann Interlaken und dann erst Thun. Irgendwie landeten wir bei diesem Geografiespiel aber im Nichts.

Adoleszente

«So wie Philipp Wilhelm geht es heute in der Schweiz fast jeder dritten Persone», schrieb die «SonntagsZeitung». Damit ist die Person geschlechtsreif geworden.

woznews@woz.ch