WOZ News

Nr. 37 –

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Wildbiologische

«Möglicher Wolf im Säuliamt gesichtet», titelte der «Tages-Anzeiger». Damit wird gleichsam eine neue Ära eingeläutet, denn bisher trieb vor allem der unmögliche Wolf sein Unwesen. Der Gedanke gefällt uns aber, denn «Wenn es Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch Möglichkeitssinn geben» (Robert Musil, aus: «Der Mann ohne Eigenschaften»). Allein, der wirkliche Wolf ist vielleicht nicht so differenziert und schreckt munter die Säuli auf.

Feuchtfröhliche

«Trams konnten wegen Hochwasser teils stehen», meldeten «Bund» und «Berner Zeitung». Was sich wie eine Zirkusnummer anhört, ist vielleicht ja nur die Demonstration der neusten Generation selbstfahrender Trams. Sie möchten halt das Wasser nicht bis zum Hals haben.

Führungsstarke

«Auch Xi Jinping hat bislang keinen Nachfolger bestimmt. Zwar äussert er sich öffentlich zurückhaltender über das Thema, doch auch er deutet an, dass er – wie die meisten chinesischen Parteiführer vor ihm – auf ein langes Leben und eine noch längere Amtszeit setzt», berichteten viele CH-Media-Blätter. Geht nicht? Geht doch: Notfalls tieffrieren ante mortem und auf eine demokratische Wiederwahl hoffen.

Fallartige I

Unserer Gesundheit zuliebe befassten sich die Publikationen von CH Media mit dem Intervallfasten und griffen dort überraschend zum vertraulichen Du: «Gleichzeitig gibt es aber Hinweise, dass es dein zirkadianen Hormonrhythmus stören und so theoretisch die Herzgesundheit beeinträchtigen könnte.» Sollten Sie erschrecken, weil Sie keine Ahnung haben, was «zirkadian» bedeutet und ob Sie das überhaupt betrifft, können wir Sie beruhigen: «Bewiesen ist das allerdings nicht.» Und der Akkusativ ist es ja gewohnt, dass er im Tagesrhythmus abgewürgt wird.

Fallartige II

Das genannte Phänomen zeigte sich kürzlich im «St. Galler Tagblatt»: «Der grösste Schweizer Konzern stellt zum zweiten Mal den Chef raus: Der erste wegen des Aktienkurses, der zweite wegen einer Frau.» Weil ein Tadel jedoch immer durch ein Lob geglättet werden sollte: Den Genitiv können sie!

Verwirrte

Dass es eine adelsfreie Demokratie feiert, wenn einer, der andere besonders geschickt ins Sägemehl knallt, König wird, versteht sich. Dass ein Interview mit diesem König wortgleich in rund dreissig Medien abgedruckt wird, wirft hingegen ein Licht auf unsere Medienvielfalt. Dass der sportliche Mann dabei gesagt haben soll: «Wir wollten, dass jenen vorangehen, die Chefs sein, und Einigkeit ausstrahlen», unterstellen wir aber jetzt mal der Korrektur-KI.

Metaphorische

«Die erste Instanz kam damals zum Schluss, Embolo habe den Streit vom Zaun gerissen», berichtete «Watson», denn der Fussballer durfte in dieser Woche nicht nur sein Können zeigen, sondern musste auch noch vor Gericht antraben. Beim Urteil sollte zwingend berücksichtigt werden, dass es von der Beschaffenheit des Zauns abhängt, ob man die Latten abreissen kann oder rausbrechen muss.

woznews@woz.ch