Leser:innenbriefe
Zivildiensttauglichkeit
«Zivildienst: Mit schweren Schuhen für Biodiversität», WOZ Nr. 41/25
Was meines Erachtens bei allen Presseartikeln über den drohenden Abbau des Zivildienstes fehlt, sind Analysen, was passiert, wenn sich die bürgerliche Mehrheit durchsetzt. Nachdem man realisiert hatte, dass die Kommissionen religiöse und/oder ethische Gründe praktisch immer bestätigen mussten, entschied man, dass ein Tatbeweis genüge, um einen militärdiensttauglichen Schweizer zum Zivildienst zuzulassen.
Das heisst aber, dass ein Zivildienstwilliger militärdiensttauglich sein muss. Ein militärmedizinischer Entscheid militärdienstuntauglich/zivildiensttauglich ist nicht möglich. Die Praxis zeigt aber, dass es immer wieder Patienten gibt, die zivil zwar ordentlich funktionieren, meist in einer ökologischen Nische, denen aber der Stress in einer grösseren Gruppe nicht zuzumuten ist und die deshalb militärdienstuntauglich werden. Das heisst aber auch, dass bei einer medizinischen Abklärung die Frage des Zivildienstes gar nicht gestellt werden darf, und beinhaltet sicher die Gefahr, dass wieder vermehrt junge Männer versuchen, auf medizinischem Weg untauglich zu werden.
Gerold Roth, Effretikon
Destruktives Spiegelbild
«Polizeigewalt in Bern: Kleine und grosse Grausamkeiten», WOZ Nr. 42/25
Ich war sehr gespannt auf die Berichterstattung in der WOZ über die nicht bewilligte und von der Juso unterstützte Palästinademonstration in Bern. Wir alle wissen: Sie endete im totalen Chaos – mit verletzten Demonstrierenden, Unbeteiligten und Polizist:innen sowie erheblichen Sachschäden. Für mich ist das ein weiteres destruktives Spiegelbild des Palästinakonflikts – mit lauter Verlierer:innen.
Am 21. Juni fand am selben Ort bereits eine Grossdemonstration zum gleichen Thema statt – organisiert von linken Parteien, Gewerkschaften und NGOs, mit über 20 000 Teilnehmenden. Alle waren unverhüllt, die Kundgebung war machtvoll, blieb friedlich und wurde von derselben Polizei begleitet, die dabei nichts «zur Delegitimierung und Kriminalisierung der Solidaritätsbewegung» beigetragen, sondern im Gegenteil deren friedlichen Charakter ermöglicht hat. Ganz anders vorletzten Samstag: Der Zug wurde angeführt vom unbestritten militant-gewaltbereiten Schwarzen Block – einer anonymen, linksextremen Gruppierung.
Und was macht die WOZ? Sie stellt die Polizeigewalt ins Zentrum – mit der, für mich, scheinheiligen Relativierung, es sei «nicht so klar, wer sich gegen wen wehren muss». Ja, klärt das bitte! Und vielleicht findet jemand heraus, wie diese Demonstration ohne Polizeipräsenz ausgegangen wäre. Bei aller Sympathie für die «Initiative für eine Zukunft»: Wer bringt den Jusos bei, dass sie mit ihrer Mitverantwortung für das Chaos bei dieser Demo das Grab für ihre eigene Initiative schaufeln?
Urs Zeder, Basel