«Diesseits von Gut und Böse»: Das Zuchtprogramm
Industry Americus ist nicht Donald Trumps neuste Wirtschaftsförderungsmassnahme, sondern der Vorname des jüngsten Töchterchens der Familie Collins aus Philadelphia, das mit anderthalb Jahren noch nicht ahnt, was Hänseln ist. Wobei es seine etwas ältere Schwester Titan Invictus nur unwesentlich besser getroffen hat.
Die Eltern, Simone und Malcolm Collins, sind die bekanntesten Vertreter:innen des Pronatalismus, einer Bewegung, deren Ideologie Silicon-Valley-Technology mit rechtskonservativem Christentum eint und mit Kinderreichtum die Welt retten will. Auch Elon Musk gehört dazu, der bereits mit unterschiedlichen Frauen vierzehn Kinder gezeugt hat. Die Collins-Family hat bisher nur deren vier und will so lange weiterproduzieren, wie Simones Gebärmutter durchhält.
Denn die muss einiges aushalten. Alle Kinder werden durch In-vitro-Fertilisation gezeugt und die Embryonen vor dem Einsetzen getestet und selektiert. Wers bis in die Gebärmutter schafft, tritt mittels Kaiserschnitt ins Leben.
Die Gentests übernehmen laut taz.de kommerzielle Anbieter, die – auf fragwürdigen Forschungen basierend – behaupten, nicht nur krankheitsauslösende, sondern auch Intelligenz und soziales Verhalten beeinflussende Gene identifizieren und eliminieren zu können. Das Geschlecht sowieso: Die Eltern produzieren abwechselnd zwei Buben und zwei Mädchen.
Dass das nach «Eugenik und Nazis» klinge, ist Malcom Collins laut einem Bericht in der «Süddeutschen Zeitung» durchaus bewusst, doch er findet Selektion eben richtig und wichtig. Anscheinend fühlt er sich als Mitglied beim Verein Lebensborn 4.0.
Die Vornamen seiner Töchter erklärt der Vater übrigens auf focus.de damit, dass «Mädchen mit geschlechtsneutralen Namen häufig bessere Karrierechancen» hätten. Da haben die beiden Jungs mit Octavian George und Torsten Savage ja noch Glück gehabt.