Diesseits von Gut und Böse: Ich bin auch ein BMW
Dass der öffentliche Verkehr (ÖV) in der Schweiz einsame Spitze ist, weiss man ja spätestens, wenn man mal wieder versuchsweise mit dem Zug durch Deutschland reist. Besonders in der Stadt Zürich funkelt und glänzt er, und derzeit werden die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) gerade rundum gelobpreist für den «grössten Fahrplanwechsel der Geschichte», was die Frage evoziert, welche Tramlinie eigentlich der Edmontosaurus bevorzugte.
Weniger lang ist die Imagekampagne her, an die sich jene, die älter als zwanzig sind, vielleicht noch erinnern: Auf Trams stand «Ich bin auch ein Schiff», auf Zügen «Ich bin auch ein Bus», und entsprechend nannten sich Busse «Tram» und Züriseeschiffe «Bahn». So bewarb man das einheitliche Ticket für die verschiedenen Verkehrsmittel im Kantonalzürcher Verkehrsverbund. Zweifellos eine charmante Idee, die mit der widersprüchlichen Wahrnehmung der Betrachter:innen spielte.
Seit einigen Jahren bieten die VBZ ihrer Kundschaft nun innen und aussen die Vollbemalung eines Niederflurtrams als Werbefläche an, was anscheinend gut läuft und zuweilen amüsant anzuschauen ist.
Bis dann dieses eine vollbemalte Tram an uns vorbeifuhr, das uns ebenfalls an unserer Wahrnehmung zweifeln liess: Auf dessen Seiten tummeln sich sumpfkrokodilgrosse SUVs unter dem Slogan: «Eine neue Ära der Fahrfreude. Der neue BMW iX3». – Da könnte man ja auch auf Gleitschirmen für ein Beerdigungsinstitut werben. Oder auf einer Kondomverpackung für Stecknadeln.
Aber das ist doch ein Elektroauto!, denken Sie jetzt vielleicht, und man will ja auch mal raus aus der Stadt – der iX3 hat immerhin eine elektrische Reichweite von 805 Kilometern! Damit kommen Sie bis nach Bönningstedt, Kreis Pinneberg, in Schleswig-Holstein, was mit dem deutschen ÖV schwieriger sein dürfte.
Aber die Konsument:innen, die ihren funkelnagelneuen BMW-iX3-SUV zu Hause lassen, statt mit ihm die Stadt zu verstopfen, würde ich gern mal kennenlernen.
Übrigens hat die EU beschlossen, dass statt des geplanten Verbots auch nach 2035 Autos mit Benzinmotor produziert werden dürfen. Auto-Schweiz, die «Vereinigung offizieller Automobil-Importeure in der Schweiz und Liechtenstein», freut sich schon.