Diesseits von Gut und Böse: Körperberge
Es war das Wochenende der Zweikämpfe. Nicht nur wegen Steinbrück und Merkel, sondern auch wegen des «Eidgenössischen». Von Letzterem verstehe ich zwar noch weniger als von der deutschen Rentenreform, doch ich kenne jetzt die Formel, die den Mann zum Schwinger macht: Halsumfang ≥ Kopfumfang.
Die «NZZ am Sonntag» schwärmte vom «Tanz der Muskelmänner», auf «Tages-Anzeiger Online» weinte Ehrendame Rahel Berger vor Glück: «‹Mueti, ich darf den Schwingerkönig küssen›, sagte sie mit schwankender Stimme, und erneut flossen die Tränen.» Und in der «Schweiz am Sonntag» wusste Milena Moser: «Der Mann hätte gern das Leben des Schwingers und die Frau den Schwinger.» Sie selbst sei «fasziniert von den Bergen von Körpern».
Diese Faszination eint eidgenössische und japanische Seelen, weshalb ich als Variante das Nacktschwingen vorschlage. Doch davon abgesehen möchte weder der Mann an meiner Seite Schwinger sein, noch möchte ich einen haben. Aber das hält halt ja jede, wie sie mag.
In einem jedoch sind sich alle einig: Es ist ergreifend, wenn der Sieger dem Verlierer das Sägemehl abklopft. Vermutlich hätte man den zurzeit bestgehassten Schweizer Jungkriminellen besser zum Schwingen als zum Thaiboxen geschickt. Dann wüsste er, dass man einem Opfer das Blut abwischt, und hätte garantiert höhere Sympathiewerte.