WOZ News

Nr. 12 –

Elementare

«Der Frühling kommt – und damit auch die Zugvögel. Doch können Sie eine Kohlmeise von einer Blaumeise unterscheiden?», fragte die «Schweiz am Wochenende» ihre Abonnent:innen. Das dürfte schon eine gewisse Verwirrung gestiftet haben. Die meisten Meisen kann man nämlich schon im Winter unterscheiden lernen: Sie bleiben hier. Doch auch das nachfolgende Hilfsangebot war – trotz fehlendem Komma – nicht ganz ohne: «Wir zeigen auf was Sie achten müssen, und helfen Ihnen, Ihr ontologisches Wissen aus dem Biologieunterricht aufzufrischen.» Sollte Ihnen also wieder einmal nach einem philosophischen Schwatz zumute sein, suchen Sie einfach die nächste Vogelwarte auf – Ornitholog:innen plaudern gern übers Seiende im Meisenknödel. 

Komplizierte

Doch wer sind wir, über die Verwendung von Fremdwörtern in anderen Publikationen zu schnöden? So lasen wir kürzlich in unserer eigenen Zeitung, für Frauen seien neben vielem anderem «auch psychiatrische Krankheiten» Gründe für eine Unterbindung. Auch das braucht Aufklärung: Die Krankheit ist psychisch, je nach Form wird sie psychiatrisch behandelt, Psychiater oder Psychiaterin hingegen sollten gesund sein.  

Kompensierende

Um ausgleichende Gerechtigkeit bemüht sich vorbildlich der «Tages-Anzeiger». Kaum hiess es in einer Ausgabe: «Über all die Jahre begleitete ihn den Gedanken […]», schrieb man ein paar Tage später: «Der bisher grösste Gewinn gab es 2014.» So stimmt – trotz Personalabbau im Korrektorat – die Jahresstatistik des Wer- und des Wenfalls wieder. 

Rasenkünstliche

Als Kinder kam uns der Name Grasshoppers für den entsprechenden Zürcher Fussballklub immer lustig vor. Erst recht lustig hätten wir ihn gefunden, wenn wir gewusst hätten, wie man das Wort, zumindest gemäss «Tages-Anzeiger», trennt: «Gras-Shoppers». Bleibt der Erfolg auf dem Feld aus, geht es in der Garderobe umso relaxter zu. 

Betriebswirtschaftliche

«Rund um den Paradeplatz soll ein Finanzcampus mit rund 4000 Arbeitsplätzen entstehen. ‹Wir wollen unsere Arbeitskräfte mitten in der City bündeln›, so Ermotti», berichtet der «Blick» online. Ein Finanzcampus muss ein Ort sein, wo Geld Schule macht. Zur praktischen Ausbildung der Student:innen gehört das Bündeln von Humankapital, in gebrauchten, (nicht?) nummerierten Scheinen. 

Vernetzte

«In den Netzen der Totoaba-Fischer verfangen sich auch Schildkröten und verelenden», konstatierte das Magazin der «NZZ am Sonntag». Natürlich sollte das keinesfalls in Kauf genommen werden. Es reicht schon, dass das Verelenden, um zwei Buchstaben gekürzt, im Verenden endet. 

Überzeugende

Kürzlich teilte man uns per E-Mail mit, «dass Ihre Entschädigungszahlung vom Leitungsgremium des Überprüfungsausschusses für Entschädigungen und Zulagen der Vereinten Nationen genehmigt wurde». Da wunderts doch niemanden, dass die Uno mit der Weltlage nicht mehr zurande kommt. 

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