Produzierende Landwirtschaft oder schöne Landschaft?

Jedes Jahr treffen sich die Schweizer Landschaftsarchitekt:innen. Dieses Jahr unter dem Motto «Schlaraffenland». Es geht um die Frage, wie Nahrungsproduktion und Landschaftsästhetik zusammenhängen.

Das Eröffnungsreferat hält WOZ-Redaktorin Bettina Dyttrich:

«Produzierende Landwirtschaft oder schöne Landschaft? Gedanken zu einem falschen Gegensatz»

Vor dem fossilen Zeitalter konnten sich nur ganz wenige Menschen Landschaft leisten, die nach rein ästhetischen Kriterien gestaltet war: der Adel, später auch das aufstrebende Bürgertum. Der allergrösste Teil der Landschaft war praktischen Zwecken unterworfen: Er diente der Produktion von Lebensmitteln, Kleidung, Baumaterial und vielem mehr. Trotzdem – oder gerade deshalb – finden wir die kleinräumigen Kulturlandschaften, die aus der Notwendigkeit entstanden, heute schön.

Auch die rein ästhetische Landschaftsgestaltung orientierte und orientiert sich oft an ihnen, von englischen Landschaftsparks bis zu Gemüsebeeten auf heutigen öffentlichen Grünflächen.

Erst die fossilen Energieträger ermöglichten es, Landschaften grossflächig an die industrielle Logik anzupassen und auszuräumen. Das Zeitalter der Fossilen muss zu Ende gehen, je schneller, desto besser. Was bedeutet das für die Kulturlandschaft? Lässt sich die Trennung in unwirtliche Produktionslandschaften, schöne Erholungs- und wilde Naturräume überwinden? Welchen Platz nimmt die menschliche Arbeit darin ein? Wie könnte eine neue Ästhetik des Notwendigen aussehen?