Im Affekt: Ribble Bibble Bo-Bo-Bobble Pim-lii-coo

Nr. 11 –

Absurde Szenen spielen sich vergangenen Samstagabend im Zürcher Schiffbau ab – da sitzt das Publikum, wohlgemerkt, noch nicht einmal in der Theaterhalle. «Ich bin ein Freund von Christoph», versuchts einer an der ausverkauften Abendkasse. Derweil geben sich an der Bar die ergrauten Eminenzen aus dem Kultur- und Politikbetrieb der frühen nuller Jahre ein Stelldichein. Jetzt, wo er die Staatskasse nicht mehr ruiniert und als Intendant das Publikum vergrault (Achtung: Déjà-vu!), herzen sie ihn gern: Der Marthaler ist wieder da!

Absurde Szenen dann auch in der Halle drin – der Marthaler bleibt sich schliesslich treu. Was läuft? «Aucune idée». Das stimmt und auch wieder nicht. Jedenfalls: Es wird musiziert (Profimusiker Martin Zeller an der Gambe darf allerdings nie mehr als die immergleichen Takte der Ouvertüre von Richard Wagners «Tristan und Isolde» spielen, begleitet einzig vom Orchester ab Kassettendeckkonserve, das auch irgendwann den Geist aufgibt). Und natürlich wird gesungen, englisch bis babylonisch, zuweilen im Duett mit dem schottischen Sprechkünstler Graham F. Valentine und in grotesk verrenkten Positionen.

Gesprochen wird eher wenig und französisch, dafür selbst vom Heizkörper, der den beiden Schicksalsgenossen in diesem «Huis clos»-Setting aus Türen, die nirgendwohin führen, die Hölle heisszumachen droht. Französisch dringt auch aus dem Briefkasten: «Ça suffit! Wisst ihr eigentlich, dass ihr falsch singt?» Zur Strafe spuckt er Bibeln und Werbeprospekte aus, die in Valentines Mund zu Rapsheets im doppelten Wortsinn mutieren.

Herrlich absurd und dadaistisch ist das alles! Als wärs die «Karawane» von Hugo Ball, performt Valentine sein «Ribble Bobble Pimlico», irgendwann zieht er einen Armsessel durchs Bühnenbild, als hätte er eins von Eugène Ionescos «Rhinocéros» eingefangen. Entflohen sind da längst die eine oder der andere aus dem Publikum – ein Gütesiegel für diesen Theaterabend. Ba-umf!

Wir warten gespannt, wer applaudiert, wenn Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg ans Schauspielhaus zurückkehren.