Fussball-WM-Vergabe: 1001 Nacht für Gianni Infantino
Also, besonders reich ist Gianni Infantino ja nicht. Läppische zwanzig Millionen soll er besitzen, was ein Trinkgeld ist, wenn mans damit vergleicht, was Egomanen wie Elon Musk oder Jeff Bezos angehäuft haben. Er besitzt auch noch kein eigenes Social-Media-Unternehmen und schiesst keine Raketen ins All. Aber wie viele Reiche leistet er sich einen Fussballverein, bloss dass der seine gleich die ganze Welt umfasst: der Weltfussballverband, die Fifa.
Wenn Sie jetzt einwenden, aber die Fifa gehört ihm doch gar nicht, haben Sie natürlich recht. Aber er tut so, als ob. Und das mit Erfolg. Als «gemeinnützig» geltend, zahlt der Verein mit Sitz in der Schweiz kaum Steuern. Und Abläufe, die gemäss ZGB in Vereinen üblich sind, zum Beispiel wichtige Entscheide per Abstimmung zu fällen, haben sich unter Infantinos Präsidentschaft in Luft aufgelöst.
Schon unter seinem Vorgänger Sepp Blatter wurden mehr oder weniger erfolgreich Korruptionsvorwürfe erhoben, wenn es um die Vergabe grosser Fussballwettbewerbe wie der Weltmeisterschaften ging. Aber der ebenfalls aus Brig stammende Infantino toppt das locker.
Erst machte er sich den Emir von Katar, wo 2022 die WM ausgerichtet wurde, zum Freund, dann freundete er sich mit Muhammad bin Salman an, dem Kronprinzen und inoffiziell absoluten Herrscher von Saudi-Arabien: Dort wird 2034 die WM stattfinden.
Irgendwie kommen mir da die Märchen von 1001 Nacht in den Sinn: Ein kleiner, aber gewitzter Rechtsgelehrter aus dem Westen reist zum Kalifen Harun al-Raschid, der ihn zum Grosswesir macht, worauf er mit der Ausrichtung grossartiger Festspiele dafür sorgt, dass über dessen Schandtaten nicht mehr geredet wird. Auf X, ehemals Twitter, kommentierte jemand: «Ich hoffe, der Spielplan wird nicht so zerstückelt.»
Es gab keine Abstimmung und keine offizielle Verlautbarung. Infantino reichte sein Instagram-Account, um die Vergabe bekannt zu geben. Warum auch nicht? Schliesslich gehört ihm doch der Weltfussball.