Diesseits von Gut und Böse: Der Hammer und sein Amboss

«Spontane Gefühle der Sympathie» äusserte ein WOZ-Kollege, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, jüngst in der Redaktionssitzung. Und zwar ausgerechnet gegenüber Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (KKS). Bestürzung im Kollektiv.
Seit es der Bundespräsidentin gelungen ist, mit ihrem besonderen Draht ins Weisse Haus den US-Zollsatz von 31 Prozent auf 39 Prozent hochzuhandeln, steht sie im Gegenwind. Jede Woche wartet ein anderes Käseblatt mit neuen Details zu ihrem Verhandlungsgeschick auf (siehe WOZ Nr. 33/25).
Jüngst wusste etwa der «SonntagsBlick», dass Trump gar kein Problem mit der Schweiz an sich habe, sondern einfach persönlich nicht mit Keller-Sutter klarkomme, weil die sich ihm gegenüber lehrerinnenhaft verhalten habe. Nur ein Beispiel von vielen. «Sexismus muss man benennen, wenn man ihn erkennt», gab sich der erwähnte Kollege tugendhaft, und es stimmt ja auch: Die Debatte rund um KKS’ Verhalten trieft vor Misogynie.
Aber muss man deshalb gleich «Sympathien» empfinden? Die politische Schweiz hat den Zollhammer verdient. Wer sich dermassen schamlos in aller Welt bereichert, lässt die Schnappatmung besser sein, wenn die Welt mal Antwort gibt. Und KKS tut es sicher gut, auch von anderen Zeitungen als der WOZ (29 Erwähnungen seit Anfang Jahr) aufs Dach zu bekommen. Aus den falschen Gründen vielleicht, aber trotzdem irgendwie verdient.