Kost und Logis: Zwanzig Jahre sind genug!
Ruth Wysseier über ihr Universum als WOZ-Kolumnistin
Atomkraftwerk: Aufgehübscht Kernkraftwerk genannt. Bleiben auch mit Rösti ungeniessbar. Man kann nicht genug dagegen anschreiben.
Biel: Meine Heimatstadt, für Robert Walser die «kleinste Grossstadt der Welt». Kam selten vor, lieber schrieb ich über Berlin, wo mein Grossonkel zur Kaiserzeit Koch im Hotel Adlon gewesen war.
Chasselas: Floss gelegentlich in meine Texte. Am liebsten, wenn Bundesrät:innen ihn tranken.
Downsyndrom: So heisst die genetische Störung meiner Nichte Kelly. Kelly lehrte mich viel über Menschen mit einer Behinderung.
Égalité: Da ich an der Sprachgrenze wohne, versuchte ich gelegentlich, französische «faits divers» einzuschmuggeln.
Feminismus: Warum muss jeder Fortschritt immer von neuem verteidigt werden?
Gschpöndli: Bezeichnung für kritische, kluge und motivierende WOZ-Kolleg:innen.
Hanf: Legalize it! Kann eine prima Medizin sein – und als Winzerin bin ich für die Gleichberechtigung von Drogen, die in hiesiger Erde wachsen.
Inklusion: Man kann nicht genug dafür lobbyieren.
Jahreswechsel: Bot sich manchmal an für etwas boshafte «Best of»-Listen.
Kelly: Sie spielte und spielt in meinem (Kolumnen-)Leben eine Hauptrolle. «Lob des Eigensinns» hiess mein Porträt von ihr.
Land: Wo ich wohne und wo Fuchs und Hase sich in den Reben tummeln.
Mani Matter: Vorbild, Gott der lakonisch-genialen Reime.
Nemo: Nach Robert Walser das berühmteste Bieler Gewächs.
Ohnmacht: Häufiges Gefühl nach Nachrichtenkonsum. Lässt sich manchmal durch Kolumnenschreiben bekämpfen.
Print: Kultige Art, Nachrichten und Kolumnen zu verbreiten.
Quiz: Habe ich zu selten gemacht. Denksport heisst in der WOZ ja KreuzWOZ.
Reim: Antike Form des Rap. Eine meiner Leidenschaften. Hat gelegentlich eine Kolumne gekapert.
Schreiben: Die schönste Qual.
Treberwurst: Ein völkerverbindender Brauch am Bielersee, beliebt bei Reisegruppen.
Unsägliche Volkspartei: Dieses Ärgernis beharrlich mit Nichtbeachtung zu strafen, war eine Herausforderung.
Vollprofis: Arbeiten im Korrektorat. Merzen freundlich alle Fehler aus.
Wasserfallen: Verstockter Berner FDPler, schon vor zehn Jahren negativ aufgefallen. Wurde damals mit einem «Ein Berner namens» abgehandelt.
Xenix: Kino in Zürich mit Bar und schönem Garten. Passt vor, während und nach dem Kolumnenschreiben.
Yesterday: Nein, natürlich war früher nicht alles besser. Aber manches, glaub ich, schon.
Zeitung: Natürlich die WOZ. Ort, wo aus Gedanken Gegenöffentlichkeit wird.
Liebe Leser:innen, vor vierzig Jahren kam ich zur WOZ. Seit zwanzig Jahren schreibe ich eine Kolumne. Mit diesem Text verabschiede ich mich. Merci fürs Lesen und für die Zuschriften, über die ich mich immer sehr gefreut habe.