Im Affekt: Neuerdings skulptural

Nr. 51 –

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Frank A. Meyer hat eine Biografie über sich schreiben lassen, die zwar «Auf ein Wort» heisst, aber natürlich nicht bei einem Wort bleibt. Biograf René Lüchinger, ein ehemaliger «Blick»-Chefredaktor, hat eine veritable Hagiografie vorgelegt, lobhudelnd von der ersten bis zur letzten Seite. Wobei Meyer sich die meisten Komplimente gleich selber gibt: Sein Schreiben sei «skulpturaler» geworden, konstatiert er mit Blick auf seine Kolumne im «SonntagsBlick», die er seit 1982 schreibt. «Buchstaben, Worte, Sätze, Absätze ergeben eine Partitur, die fast schwerelos das Gewicht seiner Intellektualität in bildhafte Musikalität transformiert», setzt Lüchinger hechelnd dazu, sichtlich bemüht, mit der Eigenliebe des Ringier-Chefpublizisten Schritt zu halten.

Wer sich allerdings Meyers letzte Sonntagskolumne zu Gemüte führt, hört keine Partitur erklingen, sondern den Sound zum rechten Fackelmarsch. Millionär Meyer verbrüdert sich darin mit imaginierten Schweizer Büezern im «Arbeiterquartier» Zürich Leimbach. Dort soll ein ehemaliges Altersheim bis zum Umbau von Asylsuchenden bewohnt werden. «Männer, Maghrebiner, Muslime – fremder gehts nicht», formuliert Meyer geradezu skulptural und beklagt eine «männlich-autoritäre, patriarchalische, frauenfeindliche» Kultur.

Er meint dabei jedoch nicht sein «Dîner Républicain» am Filmfestival Locarno, wo Frauen vorwiegend als Gattinnen vorkommen. Und auch nicht das Museum männlicher Macht, das seine Biografie ist: Gerhard Schröder an Meyers 60., Schröder am 75., Schröder dann irgendwann nicht mehr dabei. Kleinlaut wird im Buch der Bruch mit dem Gazpromi wegen dessen Putin-Treue beschrieben. Eben noch war Meyer mit Schröder am Rumkumpeln, nur um kurz darauf im «Einsatz für die Freiheit» (Lüchinger) der Ehefrau des damals noch inhaftierten und später in Haft gestorbenen russischen Oppositionellen Alexei Nawalny einen Ringier-«Europapreis» zu verleihen. Gehts noch schamloser? Bei Frank A. Meyer eigentlich immer.

Er sei der echte Linke, erklärte Meyer in der NZZ, um sich sogleich Blocher anzunähern: «So wie er jetzt ist, war er damals nicht.» Meyer dagegen war immer schon so, wie er heute ist: elastisch.