Leser:innenbriefe

Lasst uns protestieren!
«Rückschaffungen: Vom Spital der Polizei ausgeliefert», WOZ Nr. 44/23
Wie können so brutale, existenzzerstörende Ausschaffungen suizidaler, traumatisierter Menschen, die schon eine schreckliche Fluchtgeschichte hinter sich haben, rechtens sein und ausgeführt werden? Die gleiche Frage stellt sich auch bei den vielen erzwungenen Ausschaffungen mit weniger dramatischen Ausgangslagen, aber genauso schweren Fluchtgeschichten.
Ich klage den Bundesrat an, ich klage das SEM an, ich klage die verantwortungslose Medizinalfirma Oseara AG an und die widerstandslos ausführenden Polizeibeamt:innen. Aber letztlich ist es unsere Bevölkerung, die jetzt wieder nicht aufschreit, die jetzt wieder nicht Zehntausende von Protestbriefen an den Bundesrat schreibt, sondern die Behörden ungestört walten lässt.
Leider ist diese schreckliche Tat nicht ein Einzelvorkommnis, sondern geschieht in unserem Land systematisch. Da war der Mann im Kanton Glarus, der schliesslich Suizid beging, da war der afghanische Mann aus Basel, wo die Familie seiner Schwester lebte, der psychisch krank von der Polizei eines kalten Februartages ohne Gepäck in Como abgestellt worden war. Die Frau, die ihn wieder zurückholen wollte, wurde deswegen vom Briger Gericht verurteilt. Da waren …
Bitte, Leser:innen der WOZ, lasst uns jetzt protestieren, lasst uns Briefe, Karten, Mails des Protests an den Bundesrat schreiben! Und lasst uns das Crowdfunding für die betroffene Familie unterstützen (crowdify.net/bei-nacht-und-nebel). Diese Tat darf nicht einfach hingenommen werden! Wir sind eine Minderheit, aber zeigen wir, dass wir da sind und nicht schweigen.
Monica Goerre, Thusis
Nichts verpasst
«Essay: Gaza ist keine Abstraktion», WOZ Nr. 45/23
Wenn man den Beitrag liest, könnte man fast zum Schluss kommen, dass die Angriffe Israels im luftleeren Raum stattfänden. Dass der Gazastreifen nicht von einer faschistischen Terrorgruppe beherrscht würde, für die nicht nur die Koexistenz mit Israel keine Option ist, sondern die zum Kampf gegen alle jüdischen Menschen weltweit aufruft. Und dass sie nicht gerade der ganzen Welt gezeigt habe, dass dies nicht nur leere Floskeln sind. Man könnte fast zum Schluss kommen, dass die Hamas nicht zivile Einrichtungen militärisch nutze und dadurch Angriffe auf diese provoziere. Dass die Hamas nicht Wasser, Benzin u. ä. für die eigene Nutzung abzweige, auch wenn es dann der Zivilbevölkerung fehlt. Dass die Hamas sich nicht in Interviews öffentlich dazu bekannt habe, dass sie viele tote palästinensische Zivilist:innen will, um Stimmung gegen Israel machen zu können. Dass die für den Gazastreifen politisch Verantwortlichen nicht luxuriös in Katar lebten, während sie davon schwafeln, wie wichtig Opfer seien.
Es macht nicht den Eindruck, dass die Tagungsteilnehmer:innen in Innsbruck durch die Nichtteilnahme des Autors viel verpasst hätten.
Matthias Botzen, per E-Mail
Lange warten müssen
«Siedlergewalt: Bis sie gehen», WOZ Nr. 45/23
Man hat ja ziemlich lange warten müssen, bis die WOZ einen Artikel bringt, der die Kontinuität der ethnischen Säuberungen in den besetzten Gebieten Palästinas beschreibt und damit den terroristischen Überfall der Milizen aus Gaza in einen nachvollziehbaren Zusammenhang stellt. Danke!
Hanspeter Gysin, Basel
Danke
«Projektionen im Krieg: ‹Ich will meine Linke wieder zurück›», «Krieg in Nahost: ‹Meistens antwortet niemand›», «Denkansätze: Den Kampf um die Wirklichkeit gewinnen», WOZ Nr. 46/23
Keine Zähne fletschen, drohen, geifern. Keine billigen Slogans und Jargon. Dafür schätze ich die WOZ seit vierzig Jahren. In grosser Ratlosigkeit und lähmender Angst angesichts des Kriegsgeschreis halte ich mich an eure sorgfältige und multiperspektivische Berichterstattung zum Krieg in Nahost. Danke für das Interview mit Meron Mendel. Danke für viele andere Artikel, für den Klartext und die tollen Denkanstösse.
Britta Holden, per E-Mail