Fast Fashion: Das schmutzige Geschäft der Modekonzerne
Menschen strömen durch die überfüllten Einkaufsstrassen, um mit den neusten Trends mitzuhalten – dank billiger Kleidung. Doch hinter dem guten Angebot versteckt sich eine dunkle Realität von Überkonsum und Ausbeutung. Bietet Slow Fashion eine Alternative?
Die Modeindustrie boomt. Noch immer greifen viele Menschen zu Fast Fashion, zu Kleidungsstücken von Unternehmen wie Zara, H&M oder Bershka. Die Branche ist bekannt für ihre immer neuen Trends. Doch was ist der Preis, den wir dafür bezahlen? Was verbirgt sich hinter diesen günstigen Angeboten?
Die schockierenden Bedingungen hinter der schnellen und günstigen Mode zeigt etwa der SRF-Dokumentarfilm «Fast Fashion – Die dunkle Welt der Billigmode». Die Produktion in den Fast-Fashion-Fabriken erfolgt oft unter schlechten Arbeitsbedingungen, die Angestellten müssen viele Stunden arbeiten und erhalten dabei nur einen geringen Lohn. Die Ausbeutung der Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern ist ein dunkles Kapitel der Modeindustrie und wird oftmals ignoriert.
Eine Firma, die immer wieder in die Kritik gerät, ist Zara. Die Vorwürfe gegen den Modegiganten reichen von «nicht menschengerechter Produktion» bis hin zu «schlechter Qualität der Kleidung». Vom einst kleinen spanischen Modelabel entwickelte sich Zara im Laufe der Jahre zu einem riesigen Unternehmen, das inzwischen über 2000 Filialen weltweit betreibt. Doch der Erfolg von Zara beruht nicht nur auf modischen Designs – den Designer:innen des Unternehmens wird vorgeworfen, die Entwürfe anderer Marken zu kopieren und nur minimal abzuändern, um damit rechtlichen Konsequenzen zu entgehen. Zara hat auf unsere Anfrage zu den Vorwürfen bis Redaktionsschluss keine Stellung genommen.
Der Slow-Fashion-Trend
Entgegen dem Fast-Fashion-Trend wurden in den vergangenen Jahren aber auch immer mehr nachhaltige Modeunternehmen gegründet. Darunter etwa die beiden Schweizer Firmen Rrrevolve und Laufmeter, die sich der Slow Fashion verschrieben haben.
Um auf faire Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Herstellung zu achten, vetraut Rrrevolve auf Zertifizierungen. «Wir können keine Nachhaltigkeit garantieren», erklärt der Gründer von Rrrevolve, Sebastian Lanz. «Man kann sich nur daran annähern und so viel Transparenz wie möglich schaffen.» Die Mitarbeiter:innen von Rrrevolve könnten nicht selber vor Ort gehen und kontrollieren, ob wirklich keine Pestizide eingesetzt würden. Dafür gebe es Profis, die die Zertifizierungen machten. «Sie gehen unangekündigt an die Orte und prüfen die Fabriken», so Lanz. Eine hundertprozentige Garantie gebe es aber nie, da auch das Risiko von Zertifikatsfälschungen bestehe. Bis jetzt gebe es allerdings keinen solchen Fall, der Rrrevolve bekannt wäre.
«Jeder und jede muss selber wissen, ob er oder sie Fast Fashion einkauft. Viele Leute sind sich aber gar nicht bewusst, wie diese Produkte entstehen», sagt Thomas Erb von Laufmeter. «Es ist ihnen egal, wo die Kleider herkommen, unter welchen Umständen sie gemacht werden und was Nachhaltigkeit für eine Bedeutung hat.» Wenn man die Konsument:innen mehr informiere, so ein Lösungsvorschlag von Erb, und einen persönlichen Kontakt zwischen denen, die die Kleider machten, und den Leuten, die sie trügen, herstelle, bringe das sehr viel. «Wir bei Laufmeter legen grossen Wert darauf, dass die Leute wissen, wo und von wem die Kleider hergestellt werden.»
Erb zeigt auf, dass kein Paar Jeans für nur dreissig Franken produziert werden könne und dass jemand einen massiven Preis dafür zahle – nicht die Käufer:innen. Meistens seien es die Personen, die die Kleider herstellten.
Was ist mit Louis Vuitton?
Viele Leute können sich jedoch keine nachhaltigen Kleider leisten. Oftmals haben aber nachhaltige Kleider eine viel bessere Qualität und sind viel langlebiger, so kann man die Kleider länger tragen. Gemäss einer Studie der Umweltorganisation Greenpeace von 2015 wird im Schnitt jedes fünfte neu gekaufte Kleidungsstück so gut wie nie getragen. Ein Fünftel der Kleidung landet also im Müll, ohne jemals getragen worden zu sein. Die Leute kaufen viel zu viele Kleider. Wenn bewusster eingekauft würde, wäre das auch schon eine Garantie dafür, dass man das Kleidungsstück auch wirklich anzieht und nicht immer neue Kleider kauft, die man gar nicht braucht.
Warum aber ist nachhaltige Mode so viel unbeliebter als ebenfalls teure Luxusmarken wie Versace oder Louis Vuitton?
«Luxusmarken investieren sehr viel in ihr Marketing», sagt Rrrevolve-Gründer Lanz. «Dadurch werden Begehrlichkeiten geweckt, und darauf springen die Leute an. Die Leute wollen etwas Exklusives haben, mit dem man sich von den anderen Leuten abheben kann, die sich das nicht leisten können.» Im Gegensatz dazu rechtfertige sich der höhere Preis für nachhaltige Mode durch Investitionen in soziale und ökologische Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette – vom Anbau des Rohstoffs bis zur Näherei.
Der Grund, dass nachhaltige Kleidung teilweise so teuer ist, liegt darin, dass die Kleidung aus Biowolle oder Baumwolle hergestellt wird. Auch der Ort, wo die Kleidung hergestellt wird, spielt eine wichtige Rolle. Wer zum Beispiel in der Schweiz, Italien oder Deutschland produziert, also im nahen Ausland, zahlt viel höhere Löhne. Der Preisunterschied hat also mit der Herstellung und der Produktion des Kleidungsstücks zu tun.
Ein weiteres, grosses Problem der Fast-Fashion-Industrie sind die immer schneller wechselnden Trends, was eine Folge von Social Media ist. Viele Marken schmeissen innerhalb einer Woche Hunderte von neuen Teilen auf den Markt. Diese Trends sind für ein Label, das nachhaltige Mode entwirft, ein grosses Problem. Solche Labels können mit diesen schnellen Trends nicht mithalten.
«Mode wird immer von Trends bewegt», sagt Thomas Erb von Laufmeter. «Die Frage ist, wie schnell sie die Trends wechseln. Wenn eine grosse wirtschaftliche Macht dahintersteckt, also vor allem viel Geld, dann kann man schon Kollektionen machen, die jede Woche wechseln. Aber nachhaltig ist das nie.»
