Diesseits von Gut und Böse: Friede den Küchen!
Am Horizont mag zwar die mörderische Glut der Anti-Billag-Initiative flackern, doch mit Beat Bieris zweiteiligem Dokfilm «Auf euch hat hier niemand gewartet» zeigte das öffentlich-rechtliche Fernsehen wieder mal selbstbewusst, was es kann.
Der Film begleitet fünfzehn anerkannte Flüchtlinge durch einen einjährigen Kurs für Gastroberufe, wo ihnen ein strenger Lehrmeister mit viel Herz nicht nur beibringt, was zum Service gehört, sondern auch, wie des Schweizers Lieblingsnormen einzuhalten sind. Und weil sie wild entschlossen sind, nicht mehr von der Sozialhilfe abhängig zu sein, schaffen es am Ende die meisten, gegen alle Widrigkeiten erfolgreich abzuschliessen.
Einen erstaunlichen Auftritt bot dabei Ernst Bachmann, Wirt des Restaurants Muggenbühl, Präsident des Zürcher Wirteverbands und SVP-Politiker. Bei einem Küchenrundgang stellte er voller Stolz seine Mitarbeiter vor: Samuel, Ante, Siwa, Sonum, Liban und Scott, jeder aus einem anderen Land, einige neu, andere schon Jahrzehnte im «Muggenbühl».
«Wir sind multikulturell!», sagte Bachmann, «mich interessiert Politik hier nicht! Ich sage niemandem Ausländer, für mich sind es einfach Menschen.»
Tja, so ist der Mensch. Wäre ich böse, würde ich es schizophren nennen. Dem erfolgreichen Gastrokurs will der Kanton Luzern jetzt übrigens den Geldhahn zudrehen.