Personenrätsel: Von Martinique nach Algerien

Nr. 39 –

Radikal war der 1925 geborene Psychiater nicht immer. Damals, als er in der französischen Kolonie Martinique aufwuchs, fühlte er sich als Franzose. Die Tatsache, dass er schwarz war, glaubte er durch Bildung wettmachen zu können. Und so ging er nach Frankreich, um Medizin und Psychologie zu studieren. Bald aber sah er, dass die Hautfarbe schwerer wog als ein akademischer Titel. Er veröffentlichte eine erste Studie über die Auswirkungen von Rassismus auf die Psyche der Kolonisierten. Noch aber glaubte er, dass sich Schwarz und Weiss die Hand reichen könnten.

1954 brach in Algerien die Revolution aus. Ein Jahr zuvor hatte er dort die Leitung einer Psychiatrieabteilung übernommen. Die Repression seitens der Kolonialmacht Frankreich erschütterte ihn; immer wieder war er bei seiner Arbeit mit Folteropfern konfrontiert. Er begann, Widerstandskämpfer zu verstecken und medizinisches Personal für den Untergrund auszubilden. 1956 schliesslich quittierte er seinen Dienst als Psychiatriechef.

Nun arbeitete er für die algerische Befreiungsbewegung als Journalist, kundschaftete Nachschubwege aus, war Botschafter in Ghana. Er überlebte eine Minenexplosion, entkam zwei Attentaten. Nach und nach gelangte er zur Überzeugung, dass man die Kolonisatoren nur mit Gewalt loswerden kann und dass nur eines ihren erneuten Zugriff verhindert: eine sozialistische Wirtschaft. Gesundheitlich bereits sehr geschwächt, schrieb er in aller Eile ein Buch, das die Black-Power-Bewegung stark beeinflussen sollte.

Am 3. Dezember 1961 starb er, gerade 36 Jahre alt. Dabei hätte er sich so gerne noch mit Fidel Castro unterhalten. – Wer wars?

Wir fragten nach dem Psychiater, Politiker und Schriftsteller Frantz Fanon.