Public Eye Awards: Schurken kennen keine Krise

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Mit der Eröffnung des Wef 2009 verliehen die Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz die Schmähpreise für unverantwortliche Unternehmensführung.

Bad news from Davos: Mitten in der Krise verkündete Wef-Gründer Klaus Schwab im letzten Oktober, man habe in den letzten Jahren zu viel gefeiert. Deshalb gibt es dieses Jahr weniger Partys am Weltwirtschaftsforum. Schinken statt Kaviar und Weisswein statt teuren Champagners. So sieht die Krise in Davos aus.

Schlechte Nachrichten aus Davos gab es auch für die Berner Kraftwerke und die US-Goldgräber Newmont Mining: Sie gewinnen dieses Jahr die Public Eye Awards. Seit zehn Jahren veranstaltet die entwicklungspolitische Organisation Erklärung von Bern - dieses Jahr erstmals gemeinsam mit Greenpeace Schweiz - das Public Eye, die kritische Gegenveranstaltung zum Wef in Davos. Seit fünf Jahren verleiht sie zudem die Public Eye Awards, die Schmähpreise für besonders verantwortungslose Unternehmensführung. In der Vergangenheit gehörten etwa der Zuger Rohstoffkonzern Glencore (2008), Novartis (2007) oder der Finanzdienstleister Citigroup (2006) zu den unfreiwilligen Gewinnern der «Anti-Oscars».

Spionieren, spekulieren, erpressen

Vielleicht macht die aktuelle Wirtschaftskrise die Awards nötiger denn je. Aktienkurse fallen, Häuser stürzen, Paläste krachen, doch die Schurken kennen keine Krise. Sie machen weiter wie bisher, verschmutzen, unterdrücken, schnüffeln und spekulieren. Das Public Eye will solche «Verstösse gegen ethische und nachhaltige Unternehmensführung» brandmarken.

Nominiert war dieses Jahr etwa die französische Bank BNP Paribas, die seit letztem Jahr in einem bulgarischen Erdbebengebiet den Bau eines AKWs finanziert. Oder der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé, der die private Sicherheitsfirma Securitas damit beauftragte, die globalisierungskritische Organisation Attac auszuspionieren. Auch die von Bund und Nationalbank (vorerst) gerettete Grossbank UBS war nominiert - für ihre Hochrisikospekulationen, die die Schweizer Volkswirtschaft beinahe an die Wand gefahren hätten. Die Bank, welche mit einer Erpressung 68 Milliarden Franken kassierte, dabei die Demokratie aushebelte und mit staatlicher Unterstützung zwei Milliarden Franken Boni auszahlt, hätte den Award verdient. Und wahrscheinlich auch alle anderen Nominierten. Gewonnen haben am Ende aber nur zwei Firmen.

Der Positive Award

Der US-Goldminenkonzern Newmont Mining wurde gleich doppelt ausgezeichnet: von der Fachjury und vom Internetpublikum. Die «Gold-Company», wie sie sich selbst nennt, will in Ghana eine bestehende Mine ausbauen und im Osten des gleichen Landes eine neue Goldmine errichten. Rund 10 000 Kleinbauern verlieren dabei ihr Land und müssen zum Teil umgesiedelt werden. Um das Gold aus dem Gestein zu lösen, benützt Newmont das Gift Zyanid. Die Folgen: tonnenweise Giftmüll, verschmutztes Trinkwasser und verseuchte Böden, was eine Subsistenzwirtschaft unmöglich macht. Deshalb lehnte die ghanaische Umweltbehörde das Projekt 2006 wegen ökologischer und sozialer Bedenken ab. Trotzdem strebt Newmont Mining weiterhin den Ausbau ihrer Tätigkeiten in Ghana an.

Den Swiss Award gewannen dieses Jahr die Berner Kraftwerke (BKW) und ihr CEO Kurt Rohrbach. Die Berner Kraftwerke planen, im deutschen Niedersachsen für rund 1,6 Millionen Franken ein Kohlekraftwerk zu bauen. Während sich die BKW in der Schweiz einen grünen Anstrich zu geben versuchen, so die Begründung der Jury für die Auszeichnung, exportierten sie tonnenweise CO2 ins nördliche Nachbarland.

Aber es gab auch gute Nachrichten aus Davos: Das Public Eye ehrte die zwei kolumbianischen Gewerkschafter Jairo Quiroz Delgado und Freddy Lozano mit dem Positive Award. Sie engagieren sich in der Gewerkschaft Síntracarbon für die Gemeinschaften, die von den gesundheitsschädigenden Folgen des Kohleabbaus der Glencore-Mine in El Cerrejón betroffen sind.