Kultour
Konzert
Berner Musik
Die Turnhalle im Progr in Bern beendet das alte Jahr musikalisch mit einem Berner Spezialprogramm, das sich sehen lassen kann: Am Weihnachtsabend tritt die Harfenistin und Sängerin Asita Hamidi mit ihrem Ensemble Asita Hamidi’s Bazaar auf und lässt orientalische Klänge erschallen. Am 28. Dezember steht der Autor und WOZ-Kolumnist Pedro Lenz mit dem Musiker Christian Brantschen auf der Bühne und liest Geschichten vom Goali, dem Protagonisten seines Romans «Der Goali bin ig». Den Abschluss des Jahres bilden schliesslich Filewile. Das Berner Elektroduo um Andreas Ryser alias Dustbowl und Daniel Jakob alias Dejot ist mit dem Bassisten Mago Flück und der Sängerin Joy Frempong zu einer veritablen Band angewachsen.
Auch den Auftakt ins neue Jahr machen zwei Berner: Mit dem Schlagzeuger Julian Sartorius und dem Oberländer Dimitri Grimm alias Dimlite stellen zwei hochkarätige Musiker ihr neues Album vor.
Silvia Süess
Asita Hamidi’s Bazaar in: Bern Turnhalle, Progr, So, 25. Dezember, 23 Uhr; Pedro Lenz und Christian Brantschen, Mi, 28. Dezember, 20.30 Uhr; Filewile, Fr, 30. Dezember, 20.30 Uhr; Dimlite und Julian Sartorius, Mi, 4. Januar, 20.30 Uhr. www.bee-flat.ch
Ausstellung
Poesie des Untergrunds
Es muss ein spezielles Klima gewesen sein, in dem man als junge Künstlerin oder junger Künstler in den achtziger Jahren in der DDR aufgewachsen ist. Wie hat sich das Eingeschlossensein in ein solches System auf das künstlerische Schaffen ausgewirkt? Seit dem Fall der Berliner Mauer sind über zwei Jahrzehnte vergangen: Was für ein Zeitgeist und welche inhaltlichen und ästhetischen Linien lassen sich heute aus den Werken von damals herauslesen? Unter dem in seiner Zweideutigkeit nicht ganz unironischen Titel «Poesie des Untergrunds» macht eine Wanderausstellung einen längeren Halt in der Universitätsbibliothek Basel. In einer retrospektiven Werkschau sind zahlreiche Exponate von 42 KünstlerInnen aus der jungen, damals nicht etablierten Literatur- und Kunstszene aus dem Ostberlin der achtziger Jahre zu sehen. Dazu ist in der Edition Galerie auf Zeit Berlin der Katalog «Treasure Island Basel. 44 ungehobene Schätze aus der Poesie des Untergrunds» erschienen.
Adrian Riklin
«Poesie des Untergrunds» in: Basel Universitätsbibliothek, Schönbeinstrasse 18–20, bis 2. März, Mo–Sa, 8.30–21 Uhr, geschlossen vom 24.–26. und am 31. Dezember sowie am 1. Januar. www.ub.unibas.ch
Weihnachtsdiner
Chantal Michel
Haben Sie an Weihnachten keine Gäste oder keine Lust, jemanden einzuladen? Dann bietet die Berner Künstlerin Chantal Michel eine gute Alternative. Sie lädt am 24. Dezember zu einem «einfachen Diner im festlichen Rahmen» ein. Michel hat ihr früheres Heim, das Schloss Kiesen, seit längerem verlassen und ist jetzt Hausherrin der Villa Gerber, einer ehemaligen Käsefabrik in Thun. Wie zuvor das Schloss Kiesen ist nun die Villa Gerber zum michelschen Reich geworden: Im Garten der Villa gibts samstags einen Flohmarkt, im Haus sind ihre Foto- und Videoinstallationen ausgestellt, in denen sie sich stets selber inszeniert. Ausserdem bekocht die Künstlerin jeden Samstagabend ihre Gäste – allerdings nur auf Anmeldung. Für zwei Personen besteht auch die Möglichkeit, in der Villa Gerber in einem mit Installationen eingerichteten Zimmer zu übernachten.
Falls Sie an Weihnachten schon ausgebucht sind, haben Sie eine Woche später die Möglichkeit, am Silvesterdiner von Frau Michel bekocht zu werden.
Silvia Süess
Weihnachtsdiner in: Thun Villa Gerber, Allmendstrasse 1, Sa, 24. Dezember, 17.30 Uhr; Silvesterdiner, Sa, 31. Dezember, 19 Uhr. Anmeldung obligatorisch unter: 031 311 21 90.
Literatur
Textkiosk
Seit November ist der intime Nebenspielplatz des Theaters Neumarkt an der Chorgasse im oberen Zürcher Niederdorf vom AutorInnennetzwerk Netz besetzt. Tag für Tag finden die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt – um und über die Literatur hinaus.
Nun führen im Rahmen der Reihe «Teppich offen» Studierende des Literaturinstituts Biel einen sogenannten «Textkiosk». Am Freitag, 23. Februar, nimmt ein «Literaturbüro» Textbestellungen entgegen: Für fünf Franken können je ein Brief, ein Alphabet, eine Ballade, ein Comic, ein Drama oder auch weitere Textgattungen in Auftrag gegeben werden. Abgeholt werden können die bestellten Texte an der Lesung am Donnerstag, 29. Dezember, an der sie auch mit einer musikalischen Begleitung versehen werden.
Adrian Riklin
«Textkiosk» in: Zürich Chorgasse, Fr, 23. Dezember. 11–19 Uhr, und Do, 29. Dezember, 18–22 Uhr. Eintritt frei. www.teppichteppich.ch
Party
Tuntenball
Weihnachten in Basel ohne den traditionellen Tuntenball im Hirscheneck wäre kaum auszudenken. Bereits zum 22. Mal lädt die Genossenschaftsbeiz in der Nähe des Rheins am 25. Dezember zum Tanz ein. Wer nach dem Weihnachtsfest die Schnauze voll hat von der Familie, dem Weihnachtsbaum, den Kerzen, den Geschenken, den Weihnachtsguetzli und dem ganzen Brimborium, der soll sich so richtig stylen, und ab gehts nach Basel: Hier wird die Frau zum Mann und der Mann zur Frau. Am Tuntenball herrscht Dresscode, wer sich nicht gut verkleidet, dem kann der Einlass verweigert werden. Für die Musik sorgen Sam Fransisco & Mister Bambi, Leisa Kriminelli, Mademoiselle Chanel und Peddy Delos, die Show, die um Mitternacht startet, wird von Fräulein Rottenmeier präsentiert.
Der Weihnachtsfest- oder Tuntenballkater kann übrigens gleich am nächsten Abend im Hirscheneck weggejasst werden. Gleichzeitig kann man sich an der Tauschbörse auch von ungeliebten Geschenken befreien – Weihnachtsramsch unbedingt mitbringen.
Silvia Süess
Tuntenball in: Basel Hirscheneck, So, 25. Dezember, ab 22 Uhr. Jassturnier am Mo, 26. Dezember, 12 Uhr. www.hirscheneck.ch
Theater
Balkanmusik
Drei westeuropäische Musiker landen über ihre diffuse Sehnsucht nach Versehrtheit und «echten» Problemen in ihrem herbeigeträumten «Balkan». Dort werden sie von einer Rebellenorganisation entführt. Grund: Sie sollen ihnen eine Revolutionshymne schreiben.
Das sorgfältig gepflegte Pseudorebellentum der drei ehrgeizigen jungen Musiker steht plötzlich dem echten Rebellentum gegenüber. Den Kapitalismus und die Globalisierung abschaffen, das will auch die Band – aber so konkret und ungemütlich hat man sich das dann doch wieder nicht vorgestellt …
«Balkanmusik», die neuste Produktion des 2005 in Bern gegründeten Weltalm-Theaters, ist eine Komödie, die der westlichen Aufgeklärtheit einen Spiegel vorhalten will. Das Stück des jungen Dramatikers Daniel Metzger (Regie: Manuel Bürgin) wagt ein «sprachmusikalisches Crossover zu Fremdbetroffenheit und geborgten Idealen» und fragt: Wie geht das – gegen den Kapitalismus ansingen? Oder soll man nicht doch vielleicht eher hochexplosiv schweigen, wie der Starphilosoph Slavoj Zizek es unlängst empfohlen hat? Darauf gibt auch Autor Metzger bis auf weiteres keine Antworten. Eines aber verrät er schon jetzt: «Natürlich ist es ein Spiel. Natürlich wird es ernst. Sonst wäre es ja kein Spiel.» Es spielen: Thomas Flachs Nóbrega, Dorothée Müggler, Dominique Jann, Dominique Müller und Michael Rath.
Adrian Riklin
«Balkanmusik» in: Bern Schlachthaus Theater, Do/Fr, 22./23., Mi–Sa, 28.–31. Dezember, 20.30 Uhr (Sa: 21 Uhr, anschliessend Silvesterparty mit Molotow Brass Orkestar). www.schlachthaus.ch