WOZNews

Nr. 8 –

Selbstbewusste

In den Abstimmungsunterlagen des Bundes zur eidgenössischen Volksinitiative «Für ein steuerlich begünstigtes Bausparen zum Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum und zur Finanzierung von baulichen Energiespar- und Umweltschutzmassnahmen (Bauspar-Initiative)» entdeckten wir die sehr hübsche Fussnote: «‹selbst genutzt›, ‹selbstgenutzt›: kein Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Schreibweisen». Die Anmerkung drängte sich offenbar auf, weil das Initiativkomitee sich an die vom Duden bevorzugte getrennte Schreibweise hält, die verantwortlichen Erläuternden beim Bund aber lieber zusammenschreiben. Dabei muss fairerweise gesagt werden, dass sie in ihren Ausführungen mal die eine, mal die andere Variante einsetzen – also kein Anlass für eine Verfassungsklage beim Bundesgericht. Das nennen wir gelebte Demokratie: selbstgewählte Schreibweisen und selbst verständliche Fussnoten!
Jürg Fischer

Antisexistische

Wo auch immer im Land eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 zur Diskussion steht, formiert sich Widerstand. Im basellandschaftlichen Sissach hat sich ein Komitee gebildet, das die Folgen von Tempo 30 sehr plastisch schildert; es warnt in einem Inserat nicht nur vor «Scheinsicherheit», «mehr Einschränkung» et cetera, sondern auch vor «mehr Busenabzocke». Nicht zu vergessen: Schon heute verliert man auf den Strassen so viel Zeit, dass es dann vor der Abgabe von Texten nicht mehr zum Durchlesen reicht.
Jürg Fischer

Speditive

Onlinemedien gelten als schnell und beinahe so glaubwürdig wie geprintete. Voraussetzung ist jedoch, dass die Betroffenen sie lesen. In einem am 15. Februar ins Netz gestellten Agenturbericht auf «NZZ Online» heisst es: «Mehr Initiativen für die Ankurbelung der Wirtschaft forderten auch führende Vertreter der Europäischen Union von den Mitgliedstaaten. Notiz an die Redaktion: fasst Aspekte aus dem EU-Parlament zusammen.» Auch eine gute Woche später prangt die Notiz noch an Ort und Stelle. Die Redaktion wird uns wohl mit Aspekten versorgen, wenn Pommerland längst abgebrannt ist.
Jürg Fischer

Ungnägige

Im «Tages-Anzeiger» erinnerte der frühere SP-Präsident Helmut Hubacher an die Kampfjet-Beschaffungsdiskussionen in den siebziger Jahren unter Verteidigungsminister Rudolf Gnägi und gab eine in der Militärkommission des Nationalrats gestellte Frage wieder: «Ob es stimme, dass der Corsair nicht in die Kaserne passe, weil er zu hoch sei?» Das stimmte garantiert, doch der springende Punkt war, dass der Corsair auch zu hoch für die Kaverne war. Heute müssen wir uns jedoch Sorgen machen, ob der Tiefflieger Ueli Maurer noch in die Kaserne passt.
Jürg Fischer

Undispensierte

In einem Porträt des im vergangenen Herbst abgewählten Nationalrats Jo Lang im «Tages-Anzeiger» war unter anderem zu lesen: «Wie manche Linke neigt er dazu, den Eigennutz mit Empörung zu übertönen, als dispensiere eine moralische Haltung vor der Frage nach den Motiven.» Das hat uns schwer ins Grübeln gebracht: Verhebt der Satz sprachlich? Inhaltlich? Womit übertönen die Rechten den Eigennutz? Bevor wir uns jetzt aber empören, legen wir lieber unsere Motive bloss: Wir müssen mal wieder diese Kolumne vollkriegen.
Jürg Fischer

woznews@woz.ch