Politour

Nr. 9 –

Care-Arbeit

Israel zur Zeit der zweiten Intifada: Die Grenzen sind für PalästinenserInnen geschlossen, und der Staat ermutigt 300 000 ArbeitsmigrantInnen einzuwandern. Tomer Heymann begleitet in seinem Dokumentarfilm «Paper Dolls» (Israel 2006, hebräisch, tagalog, englisch) eine Gruppe Transsexueller, die von den Philippinen nach Israel kamen. Tagsüber pflegen sie alte Menschen, am Abend treten sie als Drag-Queen-Gruppe «Paper Dolls» auf. Der Film zeigt die Ambivalenzen der globalisierten Welt: die Schwierigkeiten der Migration, die aber auch Freiräume bietet, die prekären Arbeitsbedingungen, die der Bindung zwischen Pflegepersonen und Betreuten gegenüberstehen, den täglichen Kampf um Akzeptanz und die Feier der Extravaganz im subkulturellen Nachtleben Tel Avivs. Danach gibt es eine Diskussion mit dem Wide-Debattierklub zu Politik, Ökonomie und Care. Dabei stellen sich Fragen wie: Was macht die Pflege so anfällig für prekäre Arbeitsbedingungen? Welche Möglichkeiten bieten sich den MigrantInnen gerade in dieser Tätigkeit? Was ist die Pflege und der Dienst am Menschen eigentlich für eine Arbeit? Was hat Care-Arbeit mit Geschlecht, Liebe und Identität zu tun?

Bern Reitschule, Neubrückstrasse 8, 
Do, 8. März, 19 Uhr.

Israel/Palästina

Shir Hever ist israelischer Wirtschaftswissenschaftler und arbeitet für das Alternative Information Center (AIC), eine palästinensisch-israelische Organisation mit Sitz in Jerusalem und Beit Sahur. Hever wird den Vortrag «Ökonomie der Besatzung. Die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Besatzung für Israel und Palästina» halten und anschliessend für ein Gespräch zur Verfügung stehen.

Bern UniS, Schanzeneckstrasse 1, Hörraum A022, Do, 8. März, 19 Uhr. Lausanne Buffet CFF, Salle des Vignerons, Fr, 9. März, 20 Uhr. Basel Unternehmen Mitte, Gerbergasse 30, Sa, 10. März, 19.30 Uhr. www.apartheidweek.org

Jassen für Zentralamerika

Es ist das 26. Turnier, und es wird das letzte Jassen sein, das von der St. Galler Zentralamerikagruppe in dieser Zusammensetzung organisiert wird. Um das Finale feiern zu können, gibt es keine endlose Preisvergabe und keine Versteigerung, sondern eine Überraschung. Mit dem Erlös des Turniers werden Basis- und Selbsthilfeprojekte in Nicaragua, El Salvador, Guatemala und Honduras unterstützt.

St. Gallen Bocciaclub, Heiligkreuzstrasse 20,
 Sa, 3. März, ab 13 Uhr. Die Zentralamerikagruppe möchte das Solijassen in neue Hände geben und bittet Interessierte, sich zu melden (071 278 39 42, rojinegro@gmx.ch).

Pflanzen

Weinreben reagieren auf gewisse Schallwellen, Mozart-Klänge etwa. Pflanzen führen ein aktives Sozialleben, haben Freunde und Feinde, sind liebevoll zu den Nächsten, bilden Allianzen, sind futterneidisch, graben sich gegenseitig das Wasser ab und verhalten sich abwehrend gegenüber Fremden. Unter dem Boden bilden sie umfangreiche Beziehungsnetze aus Wurzeln und Pilzen, über die sie Nährstoffe und Informationen austauschen. Neue Erkenntnisse füllen langsam die Leerstellen des ökologisch geprägten Weltbilds. Dieses fusst darauf, dass alles mit allem vernetzt ist, nichts isoliert funktioniert und dass den Genen keineswegs die alles überragende Rolle bei der Steuerung von Lebensprozessen zukommt. Damit beschäftigt sich «Mozart und die List der Hirse. Die Natur neu denken» von WOZ-Autorin Florianne Koechlin und Denise Battaglia. Das Buch wird nun in Basel vorgestellt. Einen Vorabdruck finden Sie auf Seite 27 dieser WOZ.

Basel Kulturhaus Bider & Tanner, Aeschenvorstadt 2, Mi, 7. März, 19.30 Uhr. Anmeldung erwünscht: 061 206 99 96 oder ticket@biderundtanner.ch.

Salecina

Salecina ist ein selbstverwaltetes Ferien- und Bildungszentrum und besteht aus zwei alten, umgebauten Landwirtschaftsgebäuden auf dem Malojapass. Nun werden vierzig Jahre Salecina gefeiert. Nach einem Bündner Essen (ab 18 Uhr) wird der Dokumentarfilm «Salecina. Von der Weltrevolution zur Alpenpension?» gezeigt (19.30 Uhr). Danach gibt es ein Podiumsgespräch mit Jürg Frischknecht (Salecina), Reto Padrutt (Filmemacher) und Jürg Altwegg (Giesserei) über den Film und über Selbstverwaltung.

Winterthur Baurestaurant Mabuhay des Mehrgenerationenhauses Giesserei, Ida-Sträuli-Strasse am Eulachpark, Sa, 3. März. Anmeldung:
info@kuengcoach.ch, 052 222 72 63.

Spanischer Bürgerkrieg

Der Maler Heinrich Eichmann (1915–1970) aus Zürich war im Spanischen Bürgerkrieg mit der Kamera unterwegs. Als Mitglied der anarchistischen Durruti-Kolonne hielt er das Leben an der Aragón-Front in einzigartigen Fotos fest. Dieser dokumentarische Schatz blieb unbekannt, bis ihn Ralph Hug im Jahr 2009 im Rahmen der Forschungen zu den Schweizer SpanienkämpferInnen entdeckte. Hug zeigt diese Fotos und kommentiert die Erfahrungen der Schweizer MilizionärInnen, die sich für die Bewahrung der Errungenschaften der Revolution einsetzten. Die Ausstellung zeigt die Ereignisse auf und präsentiert Plakate aus der Zeit der Revolution.

Basel Restaurant Hirscheneck, Mo, 5. März, 19 Uhr (Eröffnung). Die Ausstellung dauert bis Mitte April.

Streik

Nach dem Sieg durch Streik, Besetzung und Blockade 2008 geht der Kampf der SBB-Officine-Belegschaft in Bellinzona im Arbeitsalltag weiter. Der Film «1, zwei, 100 Officine» zeigt die Kräfteverhältnisse nach Wiederaufnahme der Arbeit, die weitere Organisierung im Betrieb und die immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit der Geschäftsleitung. Nun ist Premiere im deutschsprachigen Raum in Anwesenheit des Streikkomitees, der Frauengruppe aus Bellinzona und des Regisseurs Danilo Catti.

Zürich Volkshaus, Stauffacherstrasse 60, 
Sa, 3. März, 13.30 Uhr.

Winterliche Erdbeeren

«Diese Erdbeeren haben wir satt»: Unter diesem Motto finden Protestaktionen vor den Grossverteilern statt, die unter sozial und ökologisch unakzeptablen Bedingungen Hors-saison-Erdbeeren vermarkten. Die internationale Liga für Menschenrechte kritisiert in einem ausführlichen Bericht vom Januar 2012 die weiterhin skandalöse Situation in Huelva in Andalusien, wo ein Grossteil dieser Erdbeeren herkommt (www.agrisodu.ch, in französischer Sprache).

Ganze Schweiz 23./24. März. Interessierte 
melden sich bei Philippe Sauvin, 022 362 69 87, 079 509 31 10 (Westschweiz) oder 
Raymond Gétaz, 032 426 59 71, 
ch@forumcivique.org (Deutschschweiz).