Diesseits von Gut und Böse: Guet Nacht am sexy

Nr. 16 –

Früher war nicht alles besser. Aber deshalb ist heute noch lange nicht alles gut.

Vor vierzig Jahren, zum Beispiel, drehte Rosa von Praunheim den Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt», und auch wenn Schwule und Lesben inzwischen hierzulande ihre Partnerschaft «eintragen» lassen können, gibts an dem Statement noch immer nicht viel zu rütteln.

Homosexualität wird nach wie vor vielerorts verfolgt – das jeweilige Strafmass reicht bis zur Todesstrafe. Seit Februar verbietet St. Petersburg jede öffentliche positive Darstellung, wozu schon das Aufhängen einer Regenbogenfahne gehören kann, und in Ungarn forderte letzte Woche ein rechtsradikaler Parlamentarier ein Verbot gleichgeschlechtlichen Händchenhaltens in der Öffentlichkeit.

Weiter westlich gehen derlei Bemühungen meist von christlichen FundamentalistInnen aus: Heilung ist die Devise. Eine kürzlich in London geplante Werbekampagne – «Kommt drüber weg!» – wurde gestoppt. Die Schweiz hat Rolf Rietmann. Laut «Blick am Abend» war der früher schwul und Pfarrer in einer Freikirche – die Situation, in der er lebte, also zweifellos delikat. Doch als er betete «Jesus, nimm mir meine schwulen Gefühle weg», liess der sich nicht lange bitten. Jetzt ist der Freikirchenpfarrer hetero und die Situation – nun ja.