Sprachforschung: Ist Isländisch vom Aussterben bedroht?

Nr. 39 –

Schon bald werden wir uns sowohl mit Computerprogrammen als auch mit Maschinen und Haushaltsgeräten unterhalten können, prophezeien SprachforscherInnen. Zugleich schlagen sie Alarm. Denn bis die letzten Barrieren zwischen Mensch und Maschine gefallen sein werden, wird diese Kommunikation vielleicht nur noch in wenigen Sprachen stattfinden.

Zirka achtzig verschiedene Sprachen werden heute in Europa gesprochen. Dreissig davon hat das über 34 Länder verteilte europäische Forschungsnetz Meta-Net auf ihre digitale Zukunftsfähigkeit untersucht, und die Resultate in sogenannten White Papers veröffentlicht. Die grosse Mehrheit (21 Sprachen) sei vom digitalen Aussterben bedroht, so das Fazit  – darunter Griechisch, Polnisch oder Ungarisch.

Diesen Sprachen mangelt es an sprachtechnologischer Unterstützung, es gibt kaum Software für die automatische Übersetzung oder für das Erkennen und Erzeugen von gesprochener Sprache, wie sie Bordcomputer im Auto oder Smartphone-Assistenten verwenden. Solche Software ist auf riesige Datenmengen angewiesen, um einigermassen zu funktionieren.

Diese quantitative Basis fehlt bei vielen Sprachen weitgehend. Die Unterschiede seien «dramatisch», so Georg Rehm, Mitherausgeber der Meta-Net-Studie. «Die Schere zwischen ‹grossen› und ‹kleinen› Sprachen geht immer weiter auf.» Vor allem, weil die sprachtechnologische Forschung und Entwicklung so stark auf Englisch fokussiert. Hier fordert Meta-Net EU-weite Massnahmen, um die technologischen Grundlagen zu schaffen, alle europäischen Sprachen ins digitale Zeitalter zu retten.

www.meta-net.eu/whitepapers