Kultour

Nr. 42 –

Tanz

Internationale Tanzreihe

Fünf Highlights aus der internationalen zeitgenössischen Tanzszene verspricht die Dampfzentrale Bern mit ihrer Tanzreihe, die am 19. Oktober beginnt und bis zum 11. November 2012 dauert. Dass der zeitgenössische Tanz ein komplexes Metier ist, merkt sofort, wer sich ihm über Texte annähern will – und seien es nur die Begleitblätter zum aktuellen Programm der Dampfzentrale: Da ist von Diskurstheorie die Rede, von Recherchen, Parametern und Prinzipien der Choreografie.
Gearbeitet wird – etwa in Daniel Linehans Stück «Gaze Is a Gap Is a Ghost» – mit Videokameras, die die Tänzerinnen bei Proben auf dem Kopf trugen. Was diese Kameras aufnahmen, wird in der Performance via Bildschirm ins Publikum projiziert, während die drei Tänzerinnen auf der Bühne vor und hinter einem halb durchsichtigen Vorhang ihre Choreografie aus der Probe live aufführen. Für das Publikum soll das Ganze zum paradoxen Experiment werden: Es sieht gleichzeitig denselben Tanz aus verschiedenen räumlichen und zeitlichen Perspektiven. Eine Versuchsanlage, über die sich trefflich philosophieren lässt.
Man kann sich aber auch einfach zurücklehnen und alle Sinne berauschen lassen. Zum Beispiel von «Altered Natives’ Say Yes to Another Excess – TWERK», einer «durchgeknallten, genialen und unberechenbaren Performance, wie wir sie von François Chaignaud und Cecilia Bengolea kennen und lieben». Ein «extremes Erlebnis» der andern Art – «abstossend, erschütternd und faszinierend zugleich» – verspricht «Nouvelle Création 2012» von Dave St-Pierre.
Willkommen ist auch, wer sich selbst als PerformerIn versuchen will, im Workshop für Tanzende 50+ mit Emanuel Gat, der mit «Brilliant Corners» an der Tanzreihe präsent ist. Unbedingt bis zum 20. Oktober 2012 anmelden!
Franziska Meister

«Internationale Tanzreihe» in: Bern Dampfzentrale, Fr, 19. Oktober, bis So, 11. November 2012. 
www.dampfzentrale.ch

Film und Diskussion

Keine Rückkehr in die Heimat

Ältere MigrantInnen gehen nach der Pensionierung häufig nicht in ihr Heimatland zurück – obwohl sie sich das ursprünglich so ausgemalt hatten: Nur jedeR Dritte verbringt den Lebensabend in der Heimat. Ein Drittel bleibt in der Schweiz, ein weiteres Drittel pendelt zwischen den Ländern. Der Autor, Filmemacher und WOZ-Kolumnist Yusuf Yesilöz porträtiert in seinem Film «Eigentlich wollten wir zurückkehren» drei Ehepaare aus der Türkei und dem Balkan, die mit der Frage konfrontiert sind: Hierbleiben oder zurückgehen.
Das Kultur- und Begegnungszentrum Union in Basel zeigt Yesilöz’ Film mit anschliessender Podiumsdiskussion. Es tauschen sich aus: der Regisseur mit Thomas Steffen, Kantonsarzt, Leiter Abteilung Prävention, SP-Grossrätin Gülsen Öztürk und José B. Maluenda, Koordinator und Leiter im Seniorenhilfeprojekt ¡Adentro! für Spanisch sprechende SeniorInnen in der Schweiz. Die WOZ begleitete Maluenda, der seit zwölf Jahren ehrenamtlich im Projekt ¡Adentro! arbeitet, im August mit fünf Interviews durch den Monat (siehe WOZ Nrn. 31/12 bis 35/12 «Durch den Monat mit …»).
Silvia Süess

«Eigentlich wollten wir zurückkehren» in: Basel Union, Do, 25. Oktober 2012, 19.30 Uhr. 
www.union-basel.ch

Jubiläen

Dreissig Jahre BeJazz

Was haben Vidmarhallen, Obere Altstadt, Kornhausplatz, Kinemathek Lichtspiel, Cinématte, 5ème Étage, die Dampfzentrale Bern und das Schloss Köniz gemeinsam? Es sind alles Orte, in und auf denen der Verein BeJazz seinen 30. Geburtstag feiert. 1982 gründeten Berner JazzmusikerInnen die Interessengemeinschaft Improvisierte Musik (IGIM). Da es Anfang der achtziger Jahre an Auftrittsorten mangelte, gingen die MusikerInnen auf die Strasse und veranstalteten Benefizkonzerte. Sie kämpften engagiert für bessere Auftrittsbedingungen und fanden schliesslich eine Bleibe im Musikkeller der Dampfzentrale. Die IGIM wandelte sich zum Verein BeJazz, der später in den Vidmarhallen ein neues Domizil bezog.
Wie gut der Verein vernetzt ist, zeigt das Jubiläumsprogramm, das während elf Tagen verschiedenste befreundete Lokalitäten ins Programm einbindet. Das Gilbert Paeffgen Trio, ein nach dem Schlagzeuger benanntes Pianotrio, ist bereits seit zwölf Jahren unterwegs und tauft im Rahmen des Festivals am Freitag in den Vidmarhallen die neue CD «X99». Am Samstag spielen verschiedenste MusikerInnen zum Jubiläums-Happening in der oberen Altstadt und auf dem Kornhausplatz und lassen die Anfangszeiten aufleben. Der Saxofonist und langjährige Radiomann Jürg Solothurnmann pflegt mit dem Pianisten Michael Jefry Stevens, dem Bassisten Daniel Studer und dem Schlagzeuger Dieter Ulrich das «instant composing». Folgerichtig ihr Bandname: In Transit.
Jazzfilme sind im Lichtspiel und in der Cinématte zu sehen. Theo «Mr. Jazz» Zwicky hat im Archiv einige Trouvaillen aus der Jazzgeschichte ausgegraben.
Zum Jubiläum hat gar die legendäre, bereits 1983 gegründete IGIM-Blues-Band wieder zusammengefunden. Nach zwanzig Jahren Pause spielt sie ein einmaliges Konzert zur Eröffnung von «30 Jahre BeJazz».
Fredi Bosshard

30 Jahre BeJazz in: Bern Vidmarhalle, Obere Altstadt, Kornhausplatz, Kinemathek Lichtspiel, Cinématte, 5ème étage, Dampfzentrale und Schloss Köniz, Do, 18., bis So, 28. Oktober 2012. www.bejazz.ch

Fünfzehn Jahre Billiger Bauer

Billiger Bauer, die Formation des Altsaxofonisten Omri Ziegele, spielt seit einigen Jahren jeden ersten Donnerstag in der Zürcher Werkstatt für improvisierte Musik (WIM). Für einmal ist die Formation mit einer Uraufführung im Theater Neumarkt zu Gast und feiert ihr fünfzehnjähriges Bestehen. Dazu bringen die MusikerInnen fünfzehn Herbstlieder auf die Bühne, die Ziegele unter dem Titel «So viel schon hin» geschrieben hat. Zur neunköpfigen Stammbesetzung mit Gabriela Friedli, Jürg Wickihalder und anderen haben die Bauern neu die Sängerin Isa Wiss dazugenommen.
Nach einem Zwischenspiel des Asasello-Streichquartetts, das Werke von Mozart und das «Nachtstück» von Johannes Fritsch zu Ehren des Dichters Robert Walser spielt, entern die Billigen Bauern erneut die Bühne, blasen und trommeln weiter «… aus der Werkstatt».
Fredi Bosshard

Omri Ziegele Billiger Bauer und Asasello Quartet in: Zürich Theater Neumarkt, Fr, 19. Oktober 2012, 
19.30 Uhr. www.theaterneumarkt.ch

Literatur

Neuseeland in Zofingen

Neuseeland ist der Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Doch nicht nur in der deutschen Grossstadt steht die Insel am anderen Ende der Welt im Zentrum, sondern auch in der Aargauer Kleinstadt Zofingen. Von Freitag, 19., bis Sonntag, 21. Oktober, finden die Literaturtage Zofingen statt. Eröffnet werden sie mit einer Lesung von Paula Morris, die aus ihrem neuen Roman «Rangatira» liest. Der in der deutschsprachigen Presse hochgelobte Roman handelt vom Maorihäuptling Parantene, der 1863 als Teilnehmer einer maorischen Delegation aus Neuseeland England bereiste und in der fremden westlichen Welt zahlreiche, meist negative Erfahrungen machte. Weitere AutorInnen, die in Zofingen gastieren, sind Cathie Dunsford, Barbara Ewing, Eleanor Cartoon und Alan Duff. Duff gehört zu den bekanntesten neuseeländischen Schriftstellern und ist ein Kritiker der neuseeländischen Politik. Als Sohn einer Maorimutter und eines europäischen Vaters schreibt er immer wieder über das heutige Leben der neuseeländischen UreinwohnerInnen. Alle Veranstaltungen werden moderiert und ins Deutsche übersetzt.
Silvia Süess

Neuseeländische Literaturtage Zofingen 
in: Zofingen Fr–So, 19.–21. Oktober 2012.
 www.literaturtagezofingen.ch