Kultour

Nr. 4 –

Theater

Serafins Wundermaschine

Nach einer erfolglosen Laufbahn als Kartenknipser wird Serafin Erfinder. Zusammen mit seinem Freund Plum erfindet er nicht nur eine Orchestermaschine, sondern auch ein Wunderwerk, mit dem er der Alltagsmaschinerie der Erwachsenenwelt ein Schnippchen schlagen kann.
«Serafin und seine Wundermaschine» gehört seit den siebziger Jahren zu den beliebtesten Kinderbüchern. Für viele unvergesslich sind die fantastischen Bilder des französischen Zeichners Philippe Fix, der auch als Schöpfer der Comicfigur Chou-Chou bekannt geworden ist.
Das Theater Fallalpha erweckt nun das Buch zu neuem Leben. Dazu führt es das Publikum in die Werkstatt, in der ein fragiles Gebilde von tanzenden Rädern, fliegenden Pendeln, klappernden Speichen und röhrenden Tröten gebaut wird. Während der Bühnenbildner und der Musiker (dargestellt von Peter Hauser und Andi Peter) ihre Wundermaschine in Bewegung bringen und dabei aus dem Leben von Serafin erzählen, können sich die ZuschauerInnen live mit dem Erfinder unterhalten – der Kontakt mit ihm wird mittels eines eigens für diesen Zweck entwickelten «Fluxkompensators», einer Mischung aus Skype und Rohrpost, hergestellt.
«Serafin» in: Zürich Theater im GZ Buchegg, 
Sa, 26. Januar 2013, 17 Uhr (Premiere) 
sowie Mi, 30. Januar 2013, 15 Uhr. www.fallalpha.ch

Adrian Riklin

Konzert

Die junge Barockszene

Seit fünf Jahren sind Les Passions de l’Âme mit dem Slogan «Alte Musik?! Ganz neu!!» unterwegs. Das «Orchester für Alte Musik» in Bern setzt jährlich mit vier bis fünf neuen Kreationen Akzente im Musikleben der Hauptstadt. Die jungen MusikerInnen befassen sich mit der Orchester- und Kammermusikliteratur des 17. und des 18. Jahrhunderts. Dabei berücksichtigen sie die historisch überlieferte Aufführungspraxis und spielen die Musik des Barocks auf historischen Instrumenten. Meret Lüthi, Barockviolinistin und Leiterin von Les Passions de l’Âme, gehört zu den GründerInnen des Orchesters und leitet auch im belgischen Brügge das Ensemble B’Rock.
Les Passions de l’Âme bringen zum Fünfjahrjubiläum unter dem Titel «5 x Johann» Höhepunkte aus der Vergangenheit erneut zur Aufführung. Sie spielen Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Ludwig Bach, Johann Christoph Bach, Johann Kuhnau und Johann Pachelbel. Meret Lüthi gibt dabei den Dirigierstab an den japanischen Konzertmeister Shunske Sato weiter. Als Gast ist der Countertenor Christopher Ainslie erneut mit Les Passions de l’Âme zu hören.
Les Passions de l’Âme in: Bern Progr, Fr, 25. Januar 2013, 19.30 Uhr, Jubiläumskonzert. www.lespassions.ch

Fredi Bosshard

Rémi Panossian Trio

An Pianotrios mangelt es im Jazz momentan nicht. Dasjenige des aus dem Süden Frankreichs stammenden Rémi Panossian ist seit 2009 unterwegs. Zusammen mit dem Bassisten Maxime Delporte und dem Schlagzeuger Frédéric Petitprez, die alle um die dreissig sind, bewegt er sich mit Eigenkompositionen innerhalb der Tradition, lässt Jazzrock anklingen und versteht es auch, Elemente einzuflechten, wie man sie eher in Hip-Hop-Produktionen findet.
Für die beiden Schweizer Konzerte hat Panossian die in Zürich lebende Alt- und Sopransaxofonistin Nicole Johänntgen und den Trompeter Frederik Köster als Gäste eingeladen. Damit setzt das Trio eine Reihe fort, die vergangenes Jahr in Toulouse begann. Johänntgen, die sich von Candy Dulfer inspiriert zeigt, fügt die lyrischen Kompositionen «Flying Leaves» und «When You Breathe» bei. Mit der zärtlichen Interpretation von «Footprints» zollt das erweiterte Panossian Trio einem der grossen Saxofonisten des Jazz Tribut: Wayne Shorter. Der langjährige Sideman des klassischen Miles Davis Quintet und Mitbegründer der wegweisenden Jazzrockformation Weather Report hat den Jazzwalzer erstmals 1966 für seine LP «Adam’s Apple» eingespielt.
Rémi Panossian Trio in: Zürich Moods, 
Do, 24. Januar 2013, 20.30 Uhr; Genf AGJM Les Contretemps, Fr, 25. Januar 2013, 20 Uhr. 
www.remipanossian.com

Fredi Bosshard

Kafka: musikalisch-literarisch

«Es blendete uns die Mondnacht …» betiteln die Sopranistin Martina Fausch und die Violinistin Monika Baer eine musikalisch-literarische Veranstaltungsreihe im Zürcher Kammertheater Stok. Als Ausgangspunkt dienen ihnen die kammermusikalischen «Kafka-Fragmente» für Sopran und Violine des ungarischen Komponisten György Kurtag. Der Komponist hatte die szenische Bearbeitung von Kafka-Texten um 1985 geschrieben und dazu im vierteiligen Werk vierzig Textfragmente verwendet.
Zum Auftakt spielt das Belenus Quartett Streichquartette von Kurtag, Robert Schumann und Bela Bartok und verknüpft so verschiedene Epochen der europäischen Tradition. Michael Wolf liest «Das Urteil» von Kafka und wird dabei von Martina Schucan auf dem Violoncello und von Elsbeth Moser auf dem Bajan (chromatisches Knopfakkordeon) begleitet.
Die verschiedenen Produktionen umkreisen den Schriftsteller Franz Kafka (1883–1924) auf unterschiedlichen Ebenen. Eine Reihe von zeitgenössischen Komponisten, darunter die Schweizer David Philip Hefti und Mischa Käser mit seinem «Kafka-Zyklus», bewegen sich mit ihren Arbeiten im Spannungsfeld von Sprache und Musik.
Musikalisch-literarische Abende in: Zürich Kammertheater Stok, Mi, 30. Januar 2013, 19.30 Uhr, Belenus Quartett. Do, 31. Januar 2013, 19.30 Uhr und So, 3. Februar 2013, 17 Uhr, «Kafka-Fragmente». Fr, 1. Februar 2013, 19.30 Uhr, «Das Urteil». Sa, 2. Februar 2013, 19.30 Uhr, «Zeitgenossen».

Fredi Bosshard

Rantala und Simcock

Ein Finne um die vierzig und ein Brite um die dreissig: Beide werden als «rising stars» des Pianos bezeichnet. Iiro Rantala und Gwilym Simcock sind aber schon seit einigen Jahren unterwegs. Rantala scheut sich nicht, mit seinem Trio Töykeät auch mal einen Walzer zu spielen oder in der Jazzgeschichte bis zum Ragtime zurückzugehen. Simcock ist im Jazz- und im Klassikbereich anzutreffen und hat für sein 2011 erschienenes Soloalbum «Good Days at Schloss Elmau» breites Lob erhalten.
Für die 2010 veröffentlichte Solo-CD «Lost Heroes» erhielt Rantala den Preis der deutschen Schallplattenkritik. «Lost Heroes» versammelt Tributkompositionen an Michel Petrucciani, Bill Evans und Oscar Peterson. Er spielt das famose «Donna Lee» von Charlie Parker, und mit dem ergreifenden «Tears for Esbjörn» vergiesst er Tränen für den 2008 bei einem Tauchunfall mit 44 Jahren tödlich verunglückten schwedischen Pianisten Esbjörn Svensson.
Beim Konzert in der Zürcher Kirche Neumünster sind die beiden Solisten akustisch zu geniessen.
Iiro Rantala und Gwilym Simcock in: Zürich 
Kirche Neumünster, Mi, 30. Januar 2013, 20 Uhr.

Fredi Bosshard

Ausstellung

Arte povera

Der aus dem Friaul stammende Künstler Luciano Fabro lässt sich schwer fassen. Seine Zeichnungen, die er kaum ausstellte und oft an FreundInnen und Bekannte verschenkte, wurden meist der Arte povera zugerechnet. 2007 konzipierte er eine Ausstellung für Schanghai und stellte «100 Disegni» ins Zentrum. Vor der Realisierung verstarb er überraschend im Juni in Mailand. Der Schweizer Künstler Johannes Gachnang (1939–2005) war ein enger Freund und im Besitz einer Gruppe von Fabro-Zeichnungen, die er dem Kunstmuseum Winterthur vermachte. In der Ausstellung, die den für Schanghai gedachten Titel aufnimmt, sind auch mehrere Skulpturen von Fabro zu sehen.
Giovanni Anselmo hingegen ist eindeutig der Arte povera zuzurechnen. Der in Turin lebende Künstler setzt für seine kargen Werke neben Malerei und Skulptur auch Objekte, Zeichnungen und Fotos ein. Eine mehrteilige Arbeit aus der Sammlung des Museums imaginiert eine Landschaft mit ihren Himmelsrichtungen. Sie trägt den poetischen Titel «Un disegno a ovest della pietra grigia, un disegno a est, due particolari a sud, il paesaggio a nord» (eine Zeichnung westlich des grauen Steins, eine Zeichnung östlich davon, zwei Einzelheiten im Süden, die Landschaft im Norden).
Luciano Fabro «100 Disegni» und Giovanni Anselmo in: Winterthur Kunstmuseum, 
Sa, 26. Januar 2013, Eröffnung; Di, 10–20 Uhr, 
Mi–So, 10–17 Uhr. Bis 14. April 2013. www.kmw.ch

Fredi Bosshard