WOZ News

Nr. 4 –

Wahrnehmungsgetrübte

Falls Sie noch irgendwelchen romantischen Vorstellungen nachhängen, haben Sie vielleicht die letzte WOZ noch nicht gelesen. Da stand im Titel auf Seite 1 dick und fett: «Gefährliche Ilusionen». Leider handelte es sich dabei nicht um eine Fata Morgana, sondern um die Folgen einer Umstellung in allerletzter Minute. Immerhin wissen wir inzwischen: Ilusionen sind nie korekt.
Jürg Fischer

Geständige

Die Mega-Affäre um Lance Armstrong zieht selbst den Akkusativ in Mitleidenschaft: «Den Preis für das Geständnis erachtet er als geringer als der mögliche Lohn, den er als Reuiger auf lange Sicht erzielt», schreibt die NZZ, der nebenbei die Bilder ebenfalls recht bizarr geraten: «Lance Armstrong, 41-jährig, reisst Ende Woche vor einem Millionenpublikum also die Barrikaden nieder, die er selber hochgezogen hat. Aber nur, um an neuer Stätte eine neue Bastion zu errichten. Eine auf Basis eines menschlichen Antlitzes. Irgendwie bizarr.» Kein Wunder, ist da auch der «Tages-Anzeiger» erschüttert: «Am Dienstagmorgen legte sie im US-Fernsehen nach: ‹Ich würde sagen, er war ein paarmal emotional. Aber das Wort gibt nicht die Intensität wider, die zeitweise herrschte.›» Man merke: Nicht immer steigert Doping die Leistung.
Jürg Fischer

Häufige

Selbst AnarchistInnen fällt es schwer, hier und heute die Übersicht zu behalten, wie wir dem anarchistischen Blatt «Aufruhr» entnehmen: «Immer öfter’s sind wir beides auf einmal, Unterdrückte und unsere eigenen Unterdrücker, das Unten und das Oben vermischt sich, und keiner kommt mehr draus.» Nur die Apostrophe legen unbeirrt zu.
Jürg Fischer

Geldvermehrende

Eine Tragödie besteht dann, wenn beide Auswege aus einem Dilemma in den Abgrund führen. Nicht ganz so tragisch scheint uns, was gemäss «Tages-Anzeiger» einem Schweizer Banker widerfuhr: «Der erste Grund ist banal: Ein Wegelin-Banker wurde in London bei der Akquise von Schwarzgeld abgehört, dann in Miami verhaftet. Er stand vor der Wahl: Freiheit oder Details. Danach kannten die Amerikaner Wegelin gut.» Obwohl er sich wahrscheinlich nicht mit Details aufgehalten hat.
Jürg Fischer

Sinnvolle

Laut «Tages-Anzeiger Online» vertraute Leonardo DiCaprio der «Bild»-Zeitung an: «Ich werde um die Welt fliegen, um Gutes für unsere Umwelt zu tun.» Wie schon unsere Altvordern wussten: «Fighting for Peace is like Fucking for Virginity.»
Karin Hoffsten

Spirituelle

«20 Minuten» informierte über die Absicht der Schweiz, weiterhin zwischen der malischen Regierung und den Tuaregrebellen zu vermitteln, und zitierte dazu einen Staatssekretär im EDA: «Die Meditation wird weitergeführt.» Dem Vorwurf mangelnder Neutralität wird ab jetzt entschieden begegnet.
Karin Hoffsten

Dritte

Die Denkfabrik Avenir Suisse will die Wehrpflicht durch eine allgemeine Dienstpflicht ersetzen: «Nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen und Ausländer», schrieb der «Blick». Auch für die Genderforschung ist das eine Sensation.
Karin Hoffsten

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