Diesseits von Gut und Böse: Bittersüsse Abgänge
Bei der Rücktrittswelle in den letzten Tagen weiss ich ja kaum noch, wo mir der Kopf steht.
Der prominenteste Rücktreter ist zweifellos der Pontifex Maximus, der jetzt – wo ihm sonst schon nicht viel gelungen ist – wenigstens wegen der Art seines Verschwindens in die Geschichtsbücher eingehen wird. Ereignisse, die nur alle 700 Jahre stattfinden, erlangen immer historische Bedeutung. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sich das Basler Erdbeben von 1356 bald wiederholt, ist laut Fachwelt übrigens ähnlich hoch. Im Unterschied dazu kann ich jedoch im Rücktritt eines 85-jährigen Hagestolzes mit mittelalterlichem Weltbild und einem Hang zu Klunkern und langem Fummel nichts Erschütterndes sehen.
Da scheint mir der Rücktritt von Roberto Martullo tragischer: Blochers Schwiegersohn mag nicht mehr SVP-Präsident von Meilen sein. Der «massive mediale Personalisierungsdruck» behindere ihn im Amt, hiess es. Dabei ist der Mann nicht alt und sieht gesund aus; doch vor vielen Jahren hat er mal Pleite gemacht, was ja jedem passieren kann. Ein Vergleich mit dem Papst macht deutlich, was die Belastung durch Frau und Schwiegervater ausmacht.
Am meisten schmerzt mich der Rücktritt von Annette Schavan. Ich hab zwar keinen Doktor, aber meine Diplomarbeit … zum Glück wollte ich nie Ministerin werden.