Diesseits von Gut und Böse: Wenn schon, denn schon

Nr. 24 –

Wenn schon, denn schon

Würde man mich monatelang in eine Zivilschutzanlage irgendwo im Gebirge verbannen, von wo aus ich mit dem täglichen Taschengeld kaum im Postauto wegkäme – ich würde wahnsinnig. Oder depressiv. Im Zweifelsfall kriminell.

Asylsuchenden in meinem städtischen Heim das Sofa oder die Besuchsritze anzubieten, wie rechtsgerichtete MitbürgerInnen gern vorschlagen, halte ich trotzdem für völlig unnötig. Aber jetzt, nachdem das Schweizervolk zum verschärften Asylrecht Ja gesagt hat, will ich die vom Bund geplanten Unterbringungszentren auch möglichst bald realisiert haben – etwa jenes in der Stadt Zürich, einer reichen Stadt im reichsten Land der Welt. Denn wenn ich in einem fremden Land unerwünscht wäre, wünschte ich mir zumindest Beratung in erreichbarer Nähe und ab und zu mal was anderes vor Augen als einen Bergdohlenschwarm.

Die prompt angekündigten Einsprachen gegen das Testzentrum in Zürich sind zwar rechtlich in Ordnung, aber fantasielos wie die ganze Asylgesetzgebung. Denn die zeugt von der Unfähigkeit, sich die Schweiz als Teil der Welt mit beharrlich wachsender Migration vorzustellen.

Weitere Verschärfungen sind im Gespräch. Dabei erinnern mich die meisten der beschlossenen Massnahmen schon heute an den Versuch, bedrohte Gletscher mit Isolierfolie am Schmelzen zu hindern.