Diesseits von Gut und Böse: Eine kleine Stadt

Nr. 6 –

Am Sonntag ist Abstimmung, der Countdown läuft, und letzten Freitag gabs auf SRF wie immer eine «Arena» dazu. Es ging um «die Schwächsten der Gesellschaft», für die ich natürlich auch immer gern Partei ergreife.

Gemeint waren aber nicht ungewollt schwangere Frauen, wurde ich belehrt, sondern deren vom Schwangerschaftsabbruch bedrohte Embryonen. «Das ist jedes Jahr eine kleine Stadt, die verschwindet», führte Frau Kasteler-Budde vom Initiativkomitee «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» aus: «Jedes Kind, das abgetrieben wird, hat seinen Platz in der Gesellschaft, und diesen Platz wird dieses Kind nie einnehmen können.» Sofort zog vor meinem inneren Auge eine kleine Armada todgeweihter KindergärtlerInnen mit buntem Bündel auf dem Rücken vorbei. Es muss in der Schweiz jede Menge leer stehender Kinderzimmer mit einem Haufen Plüschtieren drin geben, folgerte ich und hatte eine Idee.

Wenn der Platz schon mal da ist, dachte ich, könnte man ihn doch auch jenen Massen anbieten, die ihre Geburt – wenn auch im Ausland – schon hinter sich haben und jetzt gerne kämen, um zu bleiben. Einkommensschwache Familien mit leerem Kinderzimmer könnten so auch gleich die Miete aufbessern.

Sollte es also am Sonntag falsch herauskommen, werde ich sofort die Initiative «Gäste statt Plüschtiere!» lancieren.