En passant: Der grosse Ländervergleich

Nr. 7 –

Das Südberg-Skigebiet in Beijinger Miyun-Distrikt hat 3 Sessellifte, 15 Schlepplifte, 3 Förderbänder sowie 150 in der Kälte auf Kundschaft wartende Ski- und SnowboardlehrerInnen. Man kann hier Ski oder Snowboard fahren – der Zubringerbus kostet 40 Yuan (umgerechnet 6 Franken), der Eintritt 20, Liftpass und Skimiete pro Tag 390, Helmmiete 30, Schneebrillenmiete 20 und Spindschlüssel 10 Yuan. Man kann auch rodeln (auf aufgeblasenen Gummireifen für 150 Yuan pro halbe Stunde), eisklettern, auf Schneemobilen mitfahren. Ausserdem kann man in Log Cabins oder finnischen Villen übernachten, sich im Terrace Restaurant, im Nanshan Chinese Restaurant, im Alps Cafe Corner oder an der Hot Snack Bar verköstigen.

Bei fünf Pisten, von denen keine länger als einen Kilometer ist – das ganze Skigebiet umfasst gerade mal 2,5 Quadratkilometer – wird hier wirklich der maximale Profit erwirtschaftet. Und am Ausgang gibt es frische Erdbeeren. Natürlich nicht geschenkt.

Wenn man hingegen – wie wir diesen Winter – auf die Philippinen fliegt, kann man nicht nur die Silvesternacht zu sechst (ohne Pass, Visum oder Einreisestempel vorzeigen zu müssen und vor allem ohne Aufpreis) in einem Doppelzimmer verbringen. In Anda hat mir die Touristeninformation erklärt, wenn ich zum Blue Heaven, dem höchsten Berg der Halbinsel, wolle, dann könne ich ein Motorrad mieten, draussen führen ja unzählige rum. Und wenn ich zum Korallenriff wolle, dann müsse ich eben so weit rausschwimmen. Ein junger Russe fragte mich, wo man sich eine Schnorchelausrüstung leihen könne, und eine Amerikanerin suchte händeringend nach einem zertifizierten Tauchlehrer. Gab es aber alles nicht.

Ausserdem gab es auf Balicasag keine Kokosnüsse zu kaufen (an den Palmen hingen zwar noch welche), auf Panglao keine Mangos, auf Cabilao keinen Fisch – und der Ananassaft war aus der Türkei importiert.

Was mich aber nach über zehn Jahren in China am meisten beeindruckte, waren die guten Englischkenntnisse der PhilippinerInnen. «Das hilft uns bloss nicht viel», sagte in Manila die Mitarbeiterin einer nichtstaatlichen Organisation, «und führt nur dazu, dass wir überall auf der Welt arbeiten müssen …» Das habe ich gleich nach unserer Rückkehr unserer Beijinger Haushaltshilfe erzählt. «Und, was hat es ihnen gebracht?», antwortete sie. «Die Männer müssen elf Monate im Jahr als Matrosen zur See, und die Frauen müssen überall auf der Welt als Haushaltshil… äh.»

Wolf Kantelhardt schreibt 
regelmässig aus Beijing.