Politour

Nr. 23 –

Arbeitskämpfe

Der erfolgreiche Streik in der SBB-Werkstätte in Bellinzona aus dem Jahr 2008 gehört mit seinem breiten medialen Echo zu den Ausnahmen. Die meisten Arbeitskämpfe werden dagegen in der Öffentlichkeit kaum beachtet. Die vom Netzwerk Arbeitskämpfe organisierte Veranstaltungsreihe «Wir streiken trotzdem!» wirft ein Licht auf aktuelle und vergangene Auseinandersetzungen. Die Veranstaltung ist auch als Treffen von betrieblichen und ausserbetrieblichen AktivistInnen zu verstehen. In das Thema Streik einleiten wird Ralf Ruckus, Autor und Übersetzer, der kürzlich ein Buch zu aktuellen Streikerfahrungen von ArbeiterInnen in China – momentan ein Zentrum der globalen ArbeiterInnenbewegung – herausgegeben hat.

Lausanne Bahnhofsbuffet (Grosser Saal), 
Place de la Gare 11, Do, 5. Juni 2014, 19.30 Uhr; 
Basel Gewerkschaftshaus (1. Stock), Rebgasse 1, 
Fr, 6. Juni 2014, 19.30 Uhr; Zürich Volkshaus 
(Grüner Saal), Stauffacherstrasse 60, Sa, 7. Juni 2014, 18.30 Uhr. www.nwa.blogsport.de

Freihandelsabkommen

Zurzeit verhandeln die EU und die USA über das Freihandelsabkommen TTIP. Dies im Geheimen – die Öffentlichkeit ist von den Verhandlungen ausgeschlossen. Der Widerstand gegen das Abkommen, das ökologische und soziale Standards aushöhlen und Konzernen enorme Macht verleihen würde, nimmt – besonders in Deutschland – stark zu. Hierzulande ist es bisher viel zu ruhig geblieben, dabei betrifft das Abkommen auch die Schweiz. Décroissance Bern organisiert aus diesem Grund im Käfigturm eine Informationsveranstaltung zum Thema «TTIP: ‹Jobs and Growth› oder ‹Ausverkauf der Demokratie›?» Nikolai Fuchs von der Nexus Foundation wird zum Thema referieren.

Bern Käfigturm, Marktgasse 60, Do, 5. Juni 2014, 19 Uhr. www.decroissance-bern.ch

Konsum

In den Einkaufsstrassen dieses reichen Lands locken unzählige Läden mit vielen schönen Dingen, die teilweise von weit entfernten Orten stammen. Der Kauf einer aufregenden CD oder von schicken Schuhen kann Glücksmomente auslösen. Doch der Konsum hat eine Schattenseite, spätestens dann, wenn er sich verselbstständigt und keine Grenzen mehr kennt. In unserer westlichen, kapitalistischen Gesellschaft hat sich eine ausgeprägte konsumistische Kultur entwickelt. Inzwischen ist in der Öffentlichkeit die Diskussion über die ökologischen, sozialen und individuellen Folgen unseres Überkonsums angelaufen. Wohin soll die Entwicklung gehen? Was können wir tun? Der Publizist und Psychologe Franz Hochstrasser beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik. Am kommenden Mittwoch hält er im Romero-Haus in Luzern einen Vortrag unter dem Titel «Der schöne Konsum – und Alternativen»; im Anschluss daran ist eine Diskussion erwünscht.

Luzern RomeroHaus, Kreuzbuchstrasse 44, 
Mi, 11. Juni 2014, 19.30 Uhr. Kosten 15/12 Franken. 
www.romerohaus.ch

Migration

Der italienische Journalist und Aktivist Gabriele del Grande (vgl. «Der nächste Zug nach Schweden» ) hat 2006 die Beobachtungsstelle «Fortress Europe» gegründet und ist einer der profiliertesten Kritiker der europäischen Asylpolitik, die sich in der Abschottung und der Militarisierung der Grenzkontrollen manifestiert. Als Folge dieser Politik ist beispielsweise das Mittelmeer zu einem Massengrab für Flüchtlinge aus Afrika geworden. Del Grande hat diese Entwicklung seit Jahren protokolliert und darüber recherchiert. In den kommenden Tagen ist er in St. Gallen unterwegs, um die europäische Asylpolitik zu beschreiben: Wo verlaufen die Grenzen, wer erhält sie aufrecht, wer finanziert sie, und wer wehrt sich dagegen?

St. Gallen Palace, Do, 5. Juni 2014, 20.15 Uhr.

Nahrungsmittel

Woher stammen unsere Nahrungsmittel? Wie werden sie produziert? Die Wanderausstellung «Wir essen die Welt» von Helvetas über Genuss, Geschäft, Hunger, Überfluss und Globalisierung macht Station in Zürich. Im Rahmenprogramm gibt es eine Diskussion mit VertreterInnen von Syngenta, dem Schweizer Bauernverband, vom Seco sowie von Helvetas.

Zürich Folium, Sihlcity, 5. Juni bis 28. August 2014. Diskussion am Mi, 11. Juni 2014, 10 Uhr. 
www.wir-essen-die-welt.ch/events

Rassismus

Jean Louis Rodolphe Agassiz (1807–1873) war ein renommierter schweizerisch-amerikanischer Naturforscher. Bekannt ist er vor allem wegen seiner bahnbrechenden Eiszeitstudien und seiner Leistungen als Ichthyologe (Fischkundler). In neuerer Zeit sind endlich auch die rassistischen Ansichten von Agassiz thematisiert worden, vor allem durch den St. Galler Historiker Hans Fässler. Die Ausstellung «Gletscherforscher und Rassist: Louis Agassiz», die ab kommendem Wochenende auf der Grimsel zu sehen ist, stellt beide Ebenen dar, die nicht voneinander zu trennen sind. Am Pfingstsamstag findet die Vernissage statt; Michael Zurwerra, Rektor der Kantonsschule Trogen AR, hält eine Rede.

Grimsel Hospiz, Besucherzentrum, 
7. Juni bis 30. September 2014, täglich 8–20 Uhr. 
Vernissage am Sa, 7. Juni 2014, 17 Uhr.

Sri Lanka

Offiziell ging in Sri Lanka im Mai 2009 der Konflikt zwischen der singhalesischen Regierung und den tamilischen RebellInnen der Tamil Tigers um einen eigenen Staat im Norden und Osten des Landes zu Ende. Doch der Frieden ist auch nach fünf Jahren noch labil, eine gesellschaftliche Aussöhnung zwischen den beiden ethnischen Gruppen ist bisher nicht gelungen. Der Journalist und Fotograf Walter Keller kennt die Insel und den Konflikt seit den siebziger Jahren. Er hat den Bürgerkrieg aus nächster Nähe miterlebt, ebenso das Scheitern verschiedener Versuche zur Lösung des Konflikts. Im «Le Cap» in Bern geht er in einem Fotovortrag der Frage nach, welche Chancen der Frieden in Sri Lanka fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs hat.

Bern Le Cap, Französische Kirche, Predigergasse 3, Do, 5. Juni 2014, 19.30 Uhr.

Tourismus

Viele Feriendestinationen, die wir lieb gewonnen haben, sind jenseits der Strände, Flaniermeilen und Sehenswürdigkeiten Schauplatz von Verstössen gegen die Menschenrechte. Erste Reiseunternehmen haben ihren Blick auf das Thema gerichtet, seit 2012 existiert der Round Table «Menschenrechte im Tourismus», der Firmen und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammenbringt, damit die Branche ihre menschenrechtliche Sorgfaltspflicht wahrnehmen kann.

Am kommenden Mittwoch findet im Zentrum Karl der Grosse in Zürich ein Infotalk zum Thema statt. Es nehmen teil: Ruth Hopfer-Kubsch, Studiosus Reisen München, Matthias Leisinger, Kuoni Travel, sowie Christine Plüss und Nina Sahdeva, Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung und Kontaktstelle für den Round Table «Menschenrechte im Tourismus» in der Schweiz. Im Anschluss an das Gespräch und die Diskussionsrunde unterzeichnet der Schweizer Reise-Verband offiziell die Commitments des Round Table.

Zürich Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, 
Mi, 11. Juni 2014, ab 17.15 Uhr.

Virtualität

Die beiden Künstler Vladimir Jankijevic und Christian Schwaller stellen ihre Arbeiten – eine Wechselwirkung zwischen Zeichnungen und an Computern generierten Bildern – zurzeit im Kiosk Tabak in Zürich aus. Daran knüpft am kommenden Donnerstag ein abendliches, philosophisches Gespräch am Ausstellungsort an. Der Philosoph Michael Pfister und der Psychoanalytiker Daniel Strassberg diskutieren die Frage «Was heisst eigentlich ‹virtuell›?».

Zürich Kiosk Tabak, Mutschellenstrasse 2, 
Do, 12. Juni 2014, 21 Uhr.