Diesseits von Gut und Böse: Ei leik Gott!

Nr. 45 –

Weil es derzeit orientierungslose junge Menschen scharenweise in den Dschihad zieht, muss sich das Christentum für die suchende Jugend was einfallen lassen. Ein Kreuzzug steht gerade nicht an – zumal die Nische ja besetzt ist –, weshalb freikirchliche ChristInnen weiterhin auf Partymachen setzen – homophob eingefärbt zwar, aber wenigstens nicht blutig.

Und weil auch niemand wirklich kapiert, wie das genau gehen soll mit Vater, Sohn und Heiligem Geist, die zwar drei und doch nur einer sind – noch dazu mit jungfräulicher Mutter! –, heisst es jetzt in diesen Kreisen: Jesus ist Gottes Selfie!

Im letzten «Wort zum Sonntag» auf SRF 1 griff eine junge evangelisch-reformierte Pfarrerin diesen Gedanken dankbar auf: Es sei ein Versuch, die Beziehung zwischen Jesus und Gott zeitgemäss zu erklären. «Ziel und Zweck von so einem Selfie ist es, möglichst viele Likes zu erhalten», erklärte sie den ZuschauerInnen, «auch Gott hat gewollt, dass sein Selfie gelikt wird.»

Nun dürfte sich das Publikum, das am Samstagabend Schweizer Fernsehen schaut, mehrheitlich jenseits des Selfiealters befinden. Von daher hätte ich ein beherztes «Betet, freie Schweizer, betet!» für zielführender gehalten. Aber vielleicht konnte Frau Pfarrerin ja mittels Selfietheorie ein zufällig anwesendes Enkelkind für den Glauben gewinnen.