Diesseits von Gut und Böse: Massloses Verlangen

Nr. 4 –

Sie haben es sicher auch gelesen: Im nächsten Jahr wird 1 Prozent der Menschheit mehr besitzen als die restlichen 99 Prozent zusammen. Richtig vorstellen kann ich mir das nicht, aber es kann mir auch egal sein, ich hab mein Auskommen. Damit gehöre ich zu einer glücklichen Minderheit bei den 99 Prozent, denn sehr vielen gehts hundeelend.

Dass regelmässig ganze Kohorten der hiesigen glücklichen Minderheit ins nahe Grenzgebiet einfallen, um die Läden kahl zu kaufen – seit Herrn Jordans Erlass sinds noch mehr geworden –, nahm ein Kollege bei der «SonntagsZeitung» zum Anlass, über die menschliche Natur zu sinnieren. Wer grade noch über «Abzocker, ‹Bankster› und Profithaie» gewettert habe, wolle nun deutsche «Windeln zum Discountpreis»: «Uns wurde einmal mehr offenbart, dass die Gier eben doch in uns allen steckt, von Geburt an, seit unserem ersten Schrei nach Muttermilch.» Ob «Mexikaner durch Tunnels in die USA schleichen» oder SchweizerInnen Konstanz stürmen – «fluchtartige Massenbewegungen» gebe es überall.

Nicht dass mir die Gier fremd wäre – aber zwischen Millionengewinnen, verbilligten Pampers und einer menschenwürdigen Existenz für Tausende, die nach Europa wollen, sehe ich schon gewisse Unterschiede.

Übrigens hab ich mir sagen lassen: Ein Baby hört auf zu trinken, wenn es genug hat.