Wichtig zu wissen: Neu auch in Ihrer Schweiz
Ruedi Widmer über Pegida und Fussschweissspray
Ein Deutscher hat sich ausnahmsweise bereit erklärt, mit der «Lügenpresse» zu sprechen. Und gesagt, man werde ganz Europa erobern.
Die Rede ist nicht von einem Pegida-Demonstranten, sondern von Christian Emde alias Abu Qatadah, einem deutschen IS-Konvertiten im Irak. Das Interview führte der Journalist Jürg Todenhöfer, bewacht von zwei vermummten, schwer bewaffneten IS-Schergen.
Abu Qatadah sieht aber hinter sprödem Bartwuchs wie ein abendlandbesorgter Pegida-Demonstrant aus, mit seiner sonnenbrandanfälligen Haut und seinen rotblonden Haaren. Wäre er nicht in Mosul, er wäre zweifellos in Dresden. Ein narzisstisches Bürschchen, das bestimmt früher an der Schaumparty in der Eurodisco in Memmingen oder Solingen voll abging und sich immer ungeschickt an die Mädels heranmachte und Abfuhr um Abfuhr erlebte, bis er von den Islamisten aufgenommen wurde und erstmals im Leben Wärme (von der Wüste) bekam. Voller Hass und Schadenfreude spricht er über Deutschland, das dem Untergang geweiht sei. Alle würden versklavt oder enthauptet, ausser sie entscheiden sich für den sunnitischen Glauben. Köpfen statt Köpfchen.
Kein Wunder, nach der Tortur des Interviews hat man nicht besonders Lust auf den Islam. Man muss sich sammeln und sich vergegenwärtigen, was das mit dem Islam zu tun hat. Oder mit dem Kebabverkäufer um die Ecke. Oder den Kosovaren in der Schweizer Nati. So viel, wie der Nationalsozialismus mit Beni Thurnheer oder Simonetta Sommaruga oder Carlo Janka zu tun hat. Ich hoffe, das gelingt nicht nur mir, sondern auch dem RTL-Publikum.
Jeder Militärstratege erkennt: Solche Fanatiker sind nur mithilfe der 99 Prozent normalen MuslimInnen zu besiegen. Diese müssen wir zu unseren KomplizInnen machen.
Deshalb ist Pegida unbegreiflich. Begreifen tun das allenfalls Leute wie der erwähnte Konvertit. Weil er als der alte, zu kurz gekommene Christian sicher auch dabei wäre und weil er als der neue, rachsüchtige Abu Qatadah will, dass die Deutschen Moscheen anzünden.
Pegida klingt nach wie vor seltsam weich, etwas medizinisch. Oder wie ein Fussschweissspray. Auch al-Kaida arbeitet mit der verführerisch klingenden Endung «ida».
Nun kündete ausgerechnet der Schweizer Pnos-Patriot Ignaz Bearth an, die deutsche Pegida, diesen Starbucks der VerliererInnen, auch bei uns zu eröffnen. Ebenso der irrlichternde Basler SD-Politiker Eric Weber. Wie viele weitere Personen solche Pegiden in die Schweiz holen wollen, wird sich zeigen.
Pegida wird in erster Linie für die SVP gefährlich. Deshalb distanziert sich die Junge SVP davon. Rechtsextreme haben seit dem offiziellen Nein der SVP zu Ecopop ein gespaltenes Verhältnis zu Blochers Wirtschaftspartei. Es ist zu erwarten, dass die SVP den rechten Rand nicht mehr kontrollieren kann und ihr neue Parteien WählerInnen wegnehmen. Verschiedene Personen, die von der eigenen Wirkung überzeugt sind, wollen sich nicht mehr von Blocher die Show stehlen lassen. Eric Weber gelingt dies schon länger ganz gut, er wanderte gar mal aus Protest aus der Schweiz aus, und er könnte mit seinen öffentlichen Auftritten durchaus zum Bruder von Christoph Blocher avancieren.
Aber wenn man die politischen Erfolge von Weber und Bearth (der vor wenigen Tagen schon wieder als Pegida-Sprecher zurückgetreten ist) anschaut, dann verschwindet Pegida in der Schweiz ebenso schnell wie einst der Botellón.
Ruedi Widmer ist Karikaturist und lebt in Winterthur.