WOZ News

Nr. 23 –

Wiedergängige

Wenn sich Buchstaben selbstständig machen, wird neuer Sinn gestiftet. Vergangene Woche war es ein unbotmässiges «n», das in verschiedenen Medien ab- oder auftauchte; der «Blick am Abend» konstatierte in einem Porträt der SVP-Nationalrätin Natalie Rickli: «Einziges weibliches Element ist die etwas gar hochgeköpfte hellrosa Bluse.» Hauptsache sauberer Schnitt. «SRF News» meldete online dann zu Blatter: «Er will die FIFA wieder auf den richtigen Pfand bringen.» Also alles halb so wild: nur Leihe statt Bestechung. Im «Magazin» wiederum lasen wir: «Die Freunde klärten mich auf, es gehe um eine Geschlechtskrankheit, die Zeitungen seinen davon voll gewesen.» Seine Zeitungen sind auch meine Zeitungen.
Jürg Fischer

Papeteristische

«NZZ-Toolbox haftet sich an die Fersen der Unternehmen.» So kündete das Mutterhaus NZZ ein neues Magazin für Jugendliche an. Hier ist ein Gnuusch im Fadechörbli respektive in der Toolbox entstanden. Man hat den Leim erwischt, der haften macht, besser hätte man den Bostitch genommen, damit wird nämlich geheftet.
Jürg Fischer

Schlachtenbummlige

In der NZZ war auch zu lesen (aus der Feder eines Historikers): «Rund 20 Millionen Besucher erwarten die Expo-Macher, ein Teil davon wird auch im Tessin haltmachen – unter anderem vielleicht in Marignano oder auf dem Monte San Salvatore.» Wir empfehlen einen Halt bereits vor dem Tessin, etwa in Sempach oder Morgarten. Im Tessin würde sich höchstens noch der Ort Arbedo anbieten, wo aber 1422 nicht der wunschgemässe Ausgang der Schlacht erfolgte. Mit Marignano wollen wir vollends nichts zu tun haben und lassen es schön in Italien liegen.
Jürg Fischer

Einheitliche

In jenen seltenen Momenten, da sich Berichterstattung nicht nur inhaltlich, sondern auch formal zu einem harmonischen Ganzen formt, gerät Journalismus zu Kunst. Ein Beispiel aus dem Sportteil der «BZ Nordwestschweiz» mag dies auf überzeugende Art und Weise verdeutlichen: Dem grossen FC Basel widmete Autor Dean Fuss eine «Beinzelkritik».
Karin Hoffsten

Verhörte

Weniger artifiziell gerät die Berichterstattung via Telefon. So meldeten nach dem tragischen Schiffsunglück im fernen China diverse Onlineportale: «Insgesamt sollen mehr als 50 Tote und 3000 Menschen an den Such- und Rettungsarbeiten beteiligt sein», gemeint waren aber «50 Boote». Vielleicht litt der hiesige Gesprächspartner auch an Mittelohrentzündung und wäre besser im Bett geblieben, laut «Blick am Abend» ist das nämlich lukrativ: «Wer nicht nicht krank feiert, kassiert.»
Karin Hoffsten

Umgedrehte

Die NZZ verneigte sich vor Ted Tinling, einem Modemacher, der 1949 für eine Tennisspielerin in Wimbledon «ein Kleid schneiderte, das den Blick auf ein Höschen freigab. Diese Frechheit kostete ihn den Bannstrahl des All England Lawn Tennis Club, doch war sein Siegeszug durch die Tennis-Garderoben nicht mehr aufzuhalten.» Vermutlich hatte er ein dickes Bannstrahldepot angelegt, aus dem er weltweit weitere Frechheiten finanzieren konnte.
Karin Hoffsten

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