Diesseits von Gut und Böse: Menschliche Farbenlehre

Nr. 26 –

Kürzlich musste ich wieder an Petersilie denken, die schwarzweiss karierte Tochter eines Südseehäuptlings und einer Holländerin, 1931 erschaffen von Erich Kästner im Roman «Der 35. Mai». Dem Mädchen mit Schachbrettmuster verlieh er eine solche Leichtigkeit, dass ich mich damals zwar fragte, ob es das wirklich gibt, doch nicht mal im Albtraum ahnte, dass die Menschheit seit langem dabei ist, an der Bewertung ihrer unterschiedlichen Pigmentverteilung zu scheitern.

Nun gut, ich war acht oder so, und meine Welt war klein. Von der Journalistin, die in der NZZ den Massenmord in Charleston kommentierte, kann man das nicht behaupten. Die ist immerhin dreissig, hat in den USA studiert und kam zum Fazit: «Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass der Attentäter tatsächlich aus Hass auf Schwarze gehandelt hat, ist eine derartige Tat (…) kein Beleg für die Spannungen zwischen Weissen und Schwarzen.»

Der Täter, der mit jeder Menge rassistischen Symbolen bestückt war, hat die Waffe zum Geburtstag bekommen, und der arme Obama muss jetzt wieder der Nation ins Gewissen reden. Ich wusste übrigens nicht, dass im Staate Iowa auch Blinde Feuerwaffen erhalten, weil Behinderte nicht diskriminiert werden dürfen. Aber bei denen kann man wenigstens sicher sein, dass sie niemanden wegen der Hautfarbe erschiessen.