Diesseits von Gut und Böse: Massen mobilisieren

Nr. 46 –

Es stand auf einem Kleber im typischen SBB-Blau und war geeignet, ÖV-Getreuen wie mir das Blut in den Adern gefrieren zu lassen: «Ab dem 1. Januar 2016 ist der SwissPass auf der Linie Zürich–Bern nicht mehr gültig. Die Strecke wird neu von bluetrain.ch betrieben.» Wie jetzt – privat?

Auf bluetrain.ch entpuppten sich die Kleber als raffinierte Politaktion, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco seit drei Jahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit über ein Freihandelsabkommen verhandelt, das die weltweite Privatisierung von Dienstleistungen zum Ziel hat: Tisa. Bahnfahren soll laut Seco zwar nicht dazugehören, aber das weiss man noch gar nicht. Was man hingegen genau weiss: Ist eine Bahn erst mal privatisiert, folgen Verspätungen, Zugausfälle und Streckenstilllegungen in einem Ausmass, das jegliche Kritik an unseren SBB verstummen lässt.

Auf bluetrain.ch lese ich aber auch: «Gegen den Staat des Kapitals», denn hinter der Aktion steht überraschend das Revolutionäre Bündnis, jene fleissige Organisation, die sonst jede freie Fläche in der Stadt mit schwer zu lesenden A4-Seiten zupflastert und ihre Botschaften gern mittels Schwarzem Block verdeutlicht.

Also nur schon kommunikationstechnisch betrachtet ist dieser Kleber ein schöner Anfang, GenossInnen – weiter so!